Wiesn geht nur auf der Wiesn? Nachdem das Hippodrom auf der Theresienwiese selbst nicht mehr an den Start gehen darf, hat es mit dem ehemaligen Paketzustellamt die schönste neue Location gefunden, die man in Wiesnnähe fürs Feiern hernehmen kann...
Der heutige Postpalast wurde von 1924 bis 1927 als Paketzustellamt auf dem Marsfeld für das München links der Isar erbaut. Er war das Gemeinschaftswerk von Robert Vorhoelzer (damaliger Leiter des Münchner Baubüros der Reichspost) und dem Architektenteam Franz Holzhammer mit Walther Schmidt. Es gehört zu den wenigen Bauwerken, die im München der Zwanziger Jahre im Sinne einer zweckdienlichen Ästhetik errichtet wurden, deren klare Form sich aus ihrer jeweiligen Funktion ableiten ließ.
Hinter und neben einer konservativen Blockrandbebauung entstand eine für die betrieblichen Abläufe bestens ausgerüstete Sortierhalle mit entsprechend großzügig angelegtem Freiraum rundum – ein Rundbau von 52 Metern Durchmesser mit einer Bruttofläche von 3.000 qm, acht Metern Deckenhöhe und einer 20-Meter Dachkuppel.
Winfried Nerdinger schrieb: „Mittelpunkt ist die neu entwickelte, mechanische Zentralverteilungsanlage für Pakete. Sie befindet sich im Zentrum der Stahlbetonhalle, deren Decke von acht Pilzsäulen getragen wird und in deren Mitte ein Glastambour sitzt, durch den die Verteilerhalle taghell beleuchtet wird .. ein hervorragendes Beispiel für ein technisch und architektonisch neuartig gestaltetes Bauwerk, das neben den modernsten Bauten der Zwanziger Jahre in Deutschland jederzeit bestehen kann."
Seit der Stillegung fungiert dieses hochgelobte Gebäude als Location für Messen und Feiern. Aufgrund der Nähe zur Theresienwiese zieht heuer das erste Mal das Hippodrom dort ein und bietet Platz für 1800 Besucher. Danach gibt es noch eine separat buchbare Nachtschicht (Late Night Wiesn Party) mit P1-DJs, denn logischerweise gilt hier nicht die übliche Sperrstunde. Begonnen wird bereits am Freitag vor der Wiesn, sodass alle Ungeduldigen nun schon einen Tag früher loslegen können...