Sollte man sich ansehen: Katalog zur Ausstellung Paul Schneider Esleben. Architekt – noch bis 18. Oktober im Architekturmuseum
Das Bild auf dem Buchcover verrät schon einiges, auch ohne den Titel: Ein Mann im schwarzen Rollkragenpulli, Fluppe zwischen den Fingern, bastelt an einem sternförmigen Flughafenmodell. Decodiert: Zeitrahmen Sixties – Drive-in-Airport Köln-Bonn – Paul Schneider-Esleben – der Wirtschaftswunder-Architekt Deutschlands. Das Buch Paul Schneider Esleben.Architekt erschien anlässlich seines hundertsten Geburtstags, den er dieses Jahr hätte feiern können, als Katalog zur gleichnamigen Ausstellung des Architekturmuseums der TU München in der Pinakothek der Moderne. Dort bietet sich die Gelegenheit das architektonische Werk Schneider-Eslebens aus heutiger Perspektive neu zu betrachten.
Im Katalog werden die Projekte chronologisch geordnet. Dadurch kommt die ästhetische Bandbreite seines Werks sehr gut zur Geltung, stehen doch beispielsweise das von vier Wandscheiben getragene Flachdach-Haus Riedel (Haan-Gruiten, 1951-1953) neben der expressionistisch eiförmigen Kuppel der St.-Rochus-Kirche (Düsseldorf, 1952-1955), das im Stil des Brutalismus in schalungsgrauen Sichtbeton gegossene Haus der Schriftsteller (München, 1961-1965) neben dem gerasterten Terrassenhochhaus der Hauptverwaltung der ARAG-Versicherung (Düsseldorf, 1964-1967). Dankenswerterweise schenken die Herausgeber den 23 vorgestellten Projekten in etwa den gleichen Raum.
Die wohl bekanntesten Bauten des Architekten – die Haniel-Garage mit ihrer gläsernen Vorhangfassade und das den Skelettkonstruktionen nordamerikanischer Wolkenkratzer nacheifernde Mannesmann-Hochhaus – bekommen in den dem Projekt-Teil vorangestellten Essays ihre verdiente Extraportion Aufmerksamkeit. Hier, in der ersten Buchhälfte, wird der Architekt Schneider-Esleben mittels verschiedener Themenansätze in seiner Zeit verwurzelt – gut konsumierbare Kurzbeiträge, die dem Leser einen kleinen Ausschnitt Architekturgeschichte näher bringen. Doch auch über die Person Schneider-Esleben, von seinen Studenten und Kollegen kurz und bündig PSE genannt, bekommt man einiges mit – auf unterhaltsame Weise insbesondere im Interview mit Ursula Ringleben, die ihr Grundstudium bei Schneider-Esleben absolvierte.
Wer sich die Ausstellung noch nicht angesehen hat, sollte das schleunigst nachholen – spätestens bis zum 18. Oktober. Wer schon dort war: Katalog besorgen, sich einlesen und dann mit vertieftem Backgroundwissen noch mal hingehen – es lohnt sich.
Paul Schneider-Esleben. Architekt
Hrsg. Andres Lepik, Regine Heß
Texte von Adrian von Buttlar, Sara Hayat, Regine Heß, Andres Lepik, Ursula Ringleben, Wolfgang Voigt, Jürgen Wiener, Karin Wilhelm u.a., Fotografien von Margret Hoppe, Gestaltung von Andreas Platzgummer
Deutsch, Hatje Cantz Verlag, 2015. 208 Seiten, 306 Abb., 22,00 x 27,50 cm, Halbleinen
ISBN 978-3-7757-3998-6