Ein Kunsttransport über Europas Grenzen von München nach Kiew mit dem „Exportweltmeister"...
Am 7. Oktober startete der Künstler Christian Schnurer ein Expeditionsprojekt von München nach Osteuropa. Endpunkt am 23. Oktober ist Kiew – die Route führt über Wien, Bratislava und Budapest. „Mein Ziel ist es, die neu errichteten Barrieren an den Grenzen Europas zu überqueren und mit dem Mittel der künstlerischen Aktion brennende Fragen zu Nationalismus und Imperialismus, Militär und Kapital, Freiheitsliebe und Heimatschutz zu stellen – ein Viertel Jahrhundert nach dem Fall der Mauer", so Schnurer.
Kernstück ist die Skulptur Exportweltmeister, ein Trabant 601 S Baujahr 1985 mit dem Abwurftank eines Russischen Kampfjets als Dachlast. Der Künstler verpackt und verzollt den Tank als Kunstwerk und transportiert ihn öffentlich auf dem Dachgepäckträger. Für die einzelnen Etappen lädt er Kollegen, Kuratoren und Zufallsbekanntschaften aus den unterschiedlichen Ländern ein, mitzufahren und über die aktuelle Lage in ihrer Heimat zu sprechen. Dabei lässt sich der Künstler von seinen Beifahrern herausragende Orte der nationalen Identität zeigen und installiert dort sein Transportgut vor historischer Kulisse.
Endpunkt von „Ostexport" wird Kiew sein. Hier soll gemeinsam mit dem ukrainischen Fotografen Igor Gaidai ein Kooperationsprojekt im öffentlichen Raum realisiert werden, das vom Goetheinstitut unterstützt wird. Der deutsche Filmemacher Lorenz Kloska begleitet und dokumentiert den Transport.
Die Aktion wird auf der Website www.ostexport.eu fortlaufend dokumentiert.
Der Künstler
Christian Schnurer (*1971) begreift die Faszination für Werkzeuge und Waffen, Apparate wie Automobile und Flugzeuge in Kombination mit Risiko- und Gewaltbereitschaft als archaische Triebfeder des Patriarchats. Seine Aktionen und Objekte fokussieren die reale, maskulin dominierte Welt und entlarven bekannte Verhaltensmuster als absurde Handlungen.
Die Arbeit
„Exportweltmeister" und ihre verwendeten Materialien versetzen uns zurück in die Zeit des kalten Krieges, deren zerstörerische Logik wieder modern zu werden scheint. Christian Schnurer zeigt die Unzulänglichkeit von internationalen Konfliktlösungsmechanismen gegenüber martialischen Drohgebärden, die von wirtschaftlichen Interessen und der Rüstungsindustrie befeuert werden. Der Künstler beobachtet besonders die schizophrene Rolle Deutschlands als pazifistischer Waffenexporteur - oberflächlich wenig militaristisch, im Kern ein diskreter Kriegsgewinnler.