Zeitgenössische Architektur in Bayern

Kein Reiseführer

Die Stadt der Sehenswürdigkeiten und Postkartenmotive so ins Bild zu setzen, dass selbst Münchner Neues entdecken – ist das noch möglich? Die bezaubernden Fotos von Rainer Viertlböck sind nun in einem Bildband zusammengefasst...

"Herr Viertlböck war ein veritabler Glücksfall." Mit diesen Worten eröffnet Herr Schirmer die Pressekonferenz zum Erscheinen des von Nicola Borgmann herausgegebenen Buches mit dem schlichten Titel MÜNCHEN. Damit ist nicht nur das besondere Talent des Fotografen Viertlböck (geb. 1958) gemeint, sondern die Eigeninitiative, die ihn vor etlichen Jahren beginnen ließ seine Stadt zu fotografieren. Eine Beauftragung - gar mehrerer Fotografen - um als anspruchsvoller Verlag (Schirmer/Mosel) ein anderes München-Buch produzieren zu lassen, wäre unbezahlbar gewesen...

Ulrich Pohlmann, Leiter der Photographischen Sammlung am Münchner Stadtmuseum, bringt die Besonderheit mit den Worten "hier handelt es sich nicht um die übliche Postkartenidylle" auf den Punkt. Also nicht der übliche Kitsch, sondern in Motivauswahl und Art der Fotografie ein ganz anderes München. "Umwerfend! Atemberaubend" wie Alt-OB Ude die Bilder nennt.

Viertlböck ist Autodiktat; er war in seinem früheren Leben Filmkomponist und konnte Fotografie bis zum Alter von 35 Jahren nicht mal besonders leiden. Dann kam die plötzliche Umbesinnung, indem er feststellte, dass er durch Fotografie eine besondere Form von Kommunikation führen kann. Zunächst konzentrierte er sich auf People-Fotografie und genoss den Dialog auf Distanz, dann entdeckte er die Architektur. Er wurde von Stararchitekt Helmut Jahn beauftragt, seine Projekte zu fotografieren, was ihn in die Situation brachte, Gebäude, die bereits etliche Male von etlichen Fotografen geknipst worden waren, anders zu zeigen. So fing seine Experimentierfreude an und er nutze zunächst Kräne, dann Hubschrauber und seit einiger Zeit auch Drohnen für die sehr besonderen Perspektiven, die neben seinem Faible für "Schlechtwetterbilder" zum Großteil das Besondere ausmachen.

Die in diesem Buch präsentierten München-Photographien zeigen die weltberühmten Wahrzeichen und Plätze – die Frauenkirche, die Museen, den Englischen Garten, das Olympiazentrum, den Gärtnerplatz, den Viktualienmarkt und den Hofgarten, Flaniermeilen und zahlreichen Brücken aus einem völlig neuen Blickwinkel. Viertlböck zeigt aber auch Bahngleise, einen Kleingärtnerverein, das Hasenbergl oder die Faultürme einer Kläranlage auf erstaunlich ästhetische Weise. Beides entlockt der Stadt ein bisher unbekanntes Gesicht.

Zum Rätsel:
Wir fragten nach der "Zwillingsschwester" des Friedensengels und meinten innerhalb Münchens. Die Nike ist in einigen Städten Europas zu finden, das besondere an der Frage, war, dass sie eine Schwester in direkter Nachbarschaft, nämlich auf dem Dach des Maximilianeums besitzt. Gewusst haben es: Andreas Fuchs, Martin Gerrits, Elisabeth Szablinski und Elke Kirst. Bravo!

Rainer Viertlböck
München
Photographien 2009-2015
272 Seiten, 141 Farbtafeln
Herausgegeben von Nicola Borgmann
Einleitung von Christian Ude
Essay von Ulrich Pohlmann
Texte von Elisabeth und Michaela Angermair

ISBN 978-3-8296-0721-6
€ 49.80

Erhältlich im Buchhandel und im Schirmer/Mosel Showroom in den Hofgartenarkaden.

Regine Geibel

„Neben meiner redaktionellen Tätigkeit plane ich unter dem Namen STUDIO REGINE GEIBEL ökologische Holzhäuser im Alpenraum und Ferienhäuser in Südeuropa; unter dem Namen 8 SENSES berate ich - zusammen mit Maren Boettcher - Hotels bzgl. Design-Refresh, Usability, Akustik, Beleuchtung“

Regine Geibel

Gründerin und Chefredakteurin