MÜNCHEN - Interiors und Stadträume
Die Interiorfotografin Christine Bauer und der Journalist Wolfgang Kehl stellen in ihrem Buch 22 Münchner Wohnungen vor. Einige von bekannten Interior Designern wie Jan Reuter oder Robert Stephan, andere auch von Menschen, die beruflich nicht mit Einrichtung beschäftigt sind, wie Werbern oder Patentanwältinnen. Einige Fotostrecken sind sehr schön und zeigen Einblicke und geben das Flair wieder. Aber durch die nicht selten vorkommende Dopplung von Motiven oder durch Sujets wie Schuhe, Blumen oder einzelne Bücherstapel, wirken einige Wohnungen so, als würden sie für eine gelungene Fotostrecke einfach nicht genug hergeben.
Für meinen Geschmack könnte auch das Verhältnis zwischen Text und Fotos deutlich bildlastiger sein, denn wenn wir ehrlich sind, wollen wir eine Wohnungen doch lieber anschauen, als die Beschreibung einer Wohnung zu lesen... Die Beschreibungen enthalten manchmal ein paar (selbsgebastelte) Superlative zu viel und wirken dadurch etwas manieriert oder bemüht. Da gibt es zum Beispiel den "Freidenker der Form", die "Wohn-Ästhetin", die "Wohnskulptur" oder das inzwischen omnipräsente "stylishe Loft". Für Laien durchaus verträglich bis ansprechend blumig; für Profis eher unverdauliche Betitulierungen.
Schön finde ich die Vorstellung des jeweiligen Viertels - die ermöglicht Nicht-Münchnern einen tieferen Einblick sowie eine Einschätzung der Lage der Wohnung innerhalb der Stadt. Denn, was mir fehlt, ist das "Außen" zum "Innen". Die dazugehörige Fassade oder Außenansicht des Gebäudes, oder - falls das wegen Wahrung der Privatssphäre der Bewohner nicht möglich ist - zumindest der jeweilige Straßenzug. Bei Stefan Höglmaiers Penthouse im Hochbunker war es möglich und man merkt sofort, wie außerordentlich wichtig der Bezug ist.
Ich bin sicher kein Rechtschreibgenie, aber in einem Buch über Einrichtung sollte der Begriff "Stillleben" nicht zu "Stilleben" reduziert werden, denn auch wenn alles andere durchaus mit Stil zu tun hat, dieses Wort ausnahmsweise nicht ;-)
Aber machen Sie sich selbt ein Bild - die Gelegenheit gibt es zum Beispiel morgen abend (5.11.) hier.