Ab Montag 18. Juli: Die Zukunft des Quelle-Areals — zerstört Nürnberg sich selbst?
Das Quelle-Areal ist Gesprächsstoff, auch weit über Nürnberg hinaus. Wieder einmal soll hier ein Stück Architektur und Quartiersidentität gemeinem Mammon geopfert werden. Wieder einmal soll die Chance vertan werden, Stadtgeschichte als kontinuierliche Veränderung zu begreifen, aus der sich Quartiers- und Stadtidentität entwickeln kann. Den Investoren wird kaltes Renditedenken und schnöde Gewinnmaximierung, den Architekten mangelnde Kreativität, der Stadtplanung fehlendes Urteilsvermögen und der Politik unzureichende Durchsetzungskraft und lähmende Intransparenz vorgeworfen.
Die Ursachen für diese Kritik sind ebenso vielschichtig wie vielseitig.
Quartiere neu denken, heißt Stadt als Lernprozess zu verstehen. Als Dialog und Konsens zwischen allen Beteiligten: Jungen und alten Bewohnern, öffentlichen und privaten Akteuren aus Wirtschaft, Kirche, Kultur und Geistesleben. Es heißt auch Denken und Handeln über Ressortgrenzen hinweg, und damit die Nutzung von Synergien von Fachwissen, Erfahrungen und Engagement für die Stadt.
Chancen erkennen und Qualitäten entwickeln in der Balance zwischen ökonomischem Wachstum und nachhaltiger Entwicklung, zwischen baulicher Fortentwicklung und Bewahrung des historischen Erbes, zwischen wachsender Mobilität und Festigung lokaler Identität.
Denn: Stadt als Lebensform und Zukunftsmodell ist bestimmt durch zivilgesellschaftliches Engagement von selbstbewusst agierenden Bewohnern und Institutionen. Sie ist geprägt von vielfältigen Impulsen eines aktiven Kultur- und Geisteslebens mit Beiträgen und Erkenntnissen von lokaler, regionaler, nationaler oder internationaler Bedeutung. Sie ist geformt durch ortsspezifische ökonomische und kulturelle Profile und Standortfaktoren und deren aktive Weiterentwicklung. Sie ist unverwechselbar dank eines großen Spektrums an Zeugnissen und Traditionen eigener Bau- und Planungskultur und wandlungs- und lernfähig im Prozess zunehmender weltweiter Vernetzung von Wirtschaft, Handel und Mobilität.
Gefragt sind Ansätze und Visionen, Antworten aus Planung, Politik und Öffentlichkeit, für das derzeit zweitgrößte „leerstehende" Gebäude Deutschlands nach dem alten Flughafen Tempelhof.
Es äußern sich u.a. Prof. Michael Stößlein (Architekt und Stadtplaner, Nürnberg), Mathias Pfeil (Architekt und Generalkonservator Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, München), Siegfried Dengler (Architekt und Leiter Stadtplanungsamt Nürnberg), Annemarie Bosch (Architektin und Stadtplanerin, Erlangen), Prof. Nadja Letzel (Architektin, Nürnberg), Dirk Murschall (Online Communications Manager, Nürnberg), Dr. Udo Gleim (Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Lehrbeauftragter, Darmstadt) und Maria Trunk (Forscherin internationaler Protestkultur und Aneignung öffentlichen Raumes aus soziologischer Perspektive, Nürnberg).
Mit BDAtalk initiiert der Bund Deutscher Architekten BDA Bayern eine umfassende und breite Onlinedebatte über Qualität von Baukultur weit über die Landesgrenzen hinaus. Der BDA Bayern lädt neben Planern auch Experten anderer Disziplinen sowie die in Architektur und Stadtplanung interessierte Öffentlichkeit ein, sich unter www.bda-talk.de an der Diskussion zu beteiligen.