Projektskizze "Urban Trimm Dich!" gewinnt den "Münchner Preis für Kunst".
Zwei Disziplinen, eine Idee zeichnen das interdisziplinäre Projekt aus, das die künstlerischen Gattungen Performance und Sport mit Interventionen im öffentlichen Raum vereint. Der Münchner Konzeptkünstler Alexis Dworsky kooperiert mit Parkour-Sportler Andreas Ruby, um mit dem Projekt „Urban Trimm Dich!" die Wahrnehmung des urbanen Raums zu verändern. Das von Interaktion geprägte Konzept lädt ein, die Stadt aus neuen Blickwinkeln zu entdecken und durch Irritationen im gewohnten Umfeld zur Reflexion über alltägliche Handlungen und Gegebenheiten anzuregen.
Dworsky bedient sich Funktionsweisen des Parkour-Sports und interpretiert Elemente des öffentlichen Freiraums in einer ganz anderen Art und Weise, als dies Passanten normalerweise tun. So ist etwa eine Parkbank nicht einfach nur eine Sitzmöglichkeit, sondern ein Sportgerät, an dem man mannigfaltige Übungen vollziehen kann. Aber auch eine Lockerung der Nackenmuskulatur vor einem Werbeplakat schafft einen völlig neuen Kontext für Gegenstände des öffentlichen Raumes. Zudem weist die Projektidee auf die umgreifende Kommerzialisierung des privaten Lebens hin und regt mit einem „frei zugänglichen Trimm-Dich-Pfad" im öffentlichen Verkehrsraum dazu an, erlerntes Konsumverhalten zu überdenken.
Dworsky und Ruby stellen ihre Projektidee in einen historischen Kontext. Die Aufbruchstimmung einer freien Gesellschaft zeigte sich auch in der Etablierung einer öffentlichen Trimm-Dich-Kultur, die in den frühen 70er-Jahren ihren Höhepunkt hatte. Die Übungen waren naturnah, gut erreichbar und kostenlos. Dass Sport heute für 79,90 Euro in vollklimatisierten Fitnsesstudios zur effektiven Formung des Körpers gekauft werden muss, ist mehr als ein Modetrend. Es gibt auch Auskunft über den Zustand unserer von Optimierung und Vereinzelung geprägten Gesellschaft. „Wir sind zurück und trimmen uns jetzt mitten drin!" lautet das kämpferische Motto des Projekts.
Alexis Dworsky und Andreas Ruby sind zur Preisverleihung anwesend.
Moderation: Thomas Darchinger (Schauspieler, Sprecher, Moderator)
Über den Preis zwei:eins
Zwei Disziplinen, eine Idee – zwei:eins, der Münchner Preis für Kunst, ist in vielerlei Hinsicht einzigartig. Das Netzwerk aus namhaften Repräsentanten der Münchner Kunstszene zeichnet den Künstler für eine interdisziplinäre Projektidee aus, die er gemeinsam mit einem Partner aus einer anderen Profession umsetzen will. Bewerbungen für den mit 12.000.- Euro dotierten Preis sind nicht möglich. Die Mitglieder des Netzwerks – Vertreterinnen und Vertreter renommierter Museen, Galerien, Kunstschaffende, Kuratoren Publizisten und Stiftungen – reichen Vorschläge ein und küren den Preis in einem demokratischen Prozess.
Kunst öffnet sich fachfremden Einflüssen, Kunstschaffende entdecken neue Perspektiven, Kunstgattungen verlassen die Pfade ihrer Denkschulen. Das Konzept des Preises passt damit in eine Zeit, die geprägt ist von digitalem Wandel, der Innovationskraft von Netzwerken und disruptiver Erneuerung in Technik und Design.
Mit zwei:eins formiert sich unter dem Dach von SoNet – Soziales Netzwerk München e.V. ein neuer innovativer Kunstpreis als Verknüpfung von Stiftungsgeldern, bürgerschaftlichem Bekenntnis zur gesellschaftlichen Verantwortung und Vertrauen in die Potenziale für Kunst, der weit über München hinaus wohl einmalig ist.