Architekt Peter Zumthor, Komponistin Isabel Mundry und Akustiker Karlheinz Müller debattieren, wie ein Raum für Musik beschaffen sein sollte.
In einer Pressemitteilung spricht der CSU Ortsverband Berg am Laim vom geplanten Konzerthaus im Werksviertel als „Jahrhundertchance für München". Und damit die auch richtig ergriffen wird, hat eine interne Arbeitsgruppe einen Forderungskatalog erarbeitet.
Demnach soll ein Gebäude von Weltrang entstehen, sowohl akustisch als auch architektonisch. Am Opernhaus in Sidney müsse sich das neue Münchner Konzerthaus schon messen lassen. Ferner soll „eine moderne Symbiose aus der dort bisher vorhandenen jugendlich geprägten Musikkultur und einer klassischen Musik auf Spitzenniveau möglich werden." Dafür wird ein Nutzungskonzept gefordert, „das sowohl das neue Konzerthaus, als auch die bislang vorhandenen Locations im Werksviertel umfasst und in einem gesamtheitlichen Ansatz integriert." Das Konzerthaus soll sich „bestmöglich in seine Umgebung integrieren" – das Opernhaus Oslo wird hier genannt – als „Bindeglied" zwischen Haidhausen und den Gartenstadtgebieten im Osten dienen, die „trennende Wirkung des Ostbahnhofs" reduzieren, eine „Verbindung von Berg am Laim in Richtung Innenstadt" schaffen und nicht zuletzt soll es als „Berg am Laimer Konzerthaus" spürbar und erlebbar werden.
Dass man an das Thema „Konzertsaal" auch anders herangehen kann, bewiesen Architekt Peter Zumthor, Komponistin Isabel Mundry und Akustik-Professor Karlheinz Müller im Gesprächkonzert der Versicherungskammer Kulturstiftung letzten Donnerstag. Ein paar Zitate:
Karlheinz Müller: „Bei den klassischen Konzertsälen bestimmt der Raum die Wirkung der Musik. Wir haben keine Räume für Kompositionen Neuer Musik."
Isabel Mundry: „Ich träume davon, mal ein Stück für CD zu komponieren – da kann man den Klang genau festlegen."
Peter Zumthor: „Wir müssten mal ein gutes Konzerthaus für Neue Musik machen – einen Direktschallsaal ohne Nachhall."
Isabel Mundry: „Ich schaue mir Konzertsäle oft vor dem Komponieren an. Ich arbeite anders, wenn ich den Raum erlebt habe."
Peter Zumthor: „Am wichtigsten sind die Oberflächen. Sie bestimmen maßgeblich die Akustik. Dann stellt sich die Frage wie und wo das Publikum angeordnet ist. Daraus ergibt sich am Ende die Form."
Karlheinz Müller: „Moderne Musik funktioniert in großen Konzertsälen nicht. Oft wird neben den großen Saal dann ein kleiner Multifunktionssaal gesetzt, anstatt gleich einen Saal für Neue Musik zu entwerfen."
Isabel Mundry: „Ich würde gerne mal ein Stück schreiben, bei dem durch Wände Ferne und Nähe erzeugt wird... oder wo man eine Wand ganz verschwinden lassen kann, sodass Insekten in den Raum fliegen können, deren Flügelschlag sich dann mit den Klängen der Streicher vermischt..."
Peter Zumthor: „Räume sollen unterschiedlich klingen. Als Architekten sollten wir aber eigentlich Stille schaffen in dieser dauerbeschallten Welt."
ARD-alpha sendet eine Aufzeichnung der Veranstaltung am 18. Februar 2017 um 22.30 Uhr im Rahmen der Sendung „Denkzeit".