Franz-Josef Radermacher, Universität Ulm, über Globalisierung – Urbanisierung – Zukunft.
Ob wir die globalen Herausforderungen meistern können ist eine der zentralen Fragen unserer Zeit. Der Globalisierungsexperte Franz-Josef Radermacher beleuchtet die internationale Entwicklung in seinem Vortrag im Hinblick auf zwei große Problembereiche. Zum einen vor dem Hintergrund der rasch wachsenden Weltbevölkerung, dem zunehmenden Konflikt um Ressourcen und der Problematik immer größerer Umweltbelastungen, z. B. im Klimabereich, und zum anderen angesichts der aktuellen Weltwirtschaftskrise, die aus einer Weltfinanzkrise resultiert.
Die Frage einer nachhaltigen Entwicklung wird durch diese Problembereiche massiv erschwert. Das betrifft sowohl die ökologische Problematik als auch Fragen des sozialen Ausgleichs und der Gerechtigkeit und damit der weltethischen Orientierung, und zwar in einer intra- und intergenerationellen Betrachtung. Als wesentlicher Faktor wird insbesondere die weltkulturelle Problematik identifiziert, die die ökologisch-sozialen Fragen weiter verschärft.
Im Vortrag wird deutlich, dass sich aus den aktuellen Trends für die Zukunft drei mögliche Szenarien einer zukünftigen Entwicklung ableiten lassen, nämlich Kollaps, Ökodiktatur/Brasilianisierung oder eine weltweite Ökosoziale Marktwirtschaft. Nur der letzte Weg ist mit Nachhaltigkeit kompatibel. Die aktuellen Entwicklungen auf G-20-Ebene werden in diesem Kontext interpretiert, ein Global Marshall Plan wird als ein möglicher Schritt in die erforderliche Richtung vorgestellt.
Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. F. J. Radermacher ist Vorstand des Forschungsinstituts für anwendungsorientierte Wissensverarbeitung und zugleich Professor für Informatik an der Universität Ulm. Außerdem ist er Präsident des Senats der Wirtschaft e. V., Bonn, Vizepräsident des Ökosozialen Forum Europa, Wien sowie Mitglied des Club of Rome.
Der Ökonom und Mathematiker ist einer der führenden Vertreter der weltweiten Ökosozialen Marktwirtschaft und tritt mit seiner Global Marshall Plan-Initiative für eine Welt in Balance ein. Seine Forschungsschwerpunkte sind u. a. globale Problemstellungen, lernende Organisationen, Umgang mit Risiken, Fragen der Verantwortung von Personen und Systemen, umweltverträgliche Mobilität, nachhaltige Entwicklung, Überbevölkerungsproblematik, Welternährung, Klima und Energie und Regulierung des Weltfinanzsystems.