Die Neue Sammlung präsentiert ihren Ankauf des ersten seriell produzierten Kunststoffhauses der Welt aus dem Jahr 1968.
In einer Präsentation im Außenbereich der Pinakothek der Moderne würdigt Die Neue Sammlung die Design-Ikone des Space-Age: das 1965-67 vom finnischen Architekten Matti Suuronen entwickelte und ursprünglich als Skihütte konzipierte Kunststoffhaus FUTURO.
In Form eines Ellipsoides gestaltet, verkörpert das FUTURO die Zukunftsvisionen der 1960er-Jahre, in denen neue Materialien im Zentrum visionärer Entwürfe von mobilen Lebensräumen standen. Geprägt von Zuversicht in Wissenschaft und Technik sowie der Eroberung des Weltraums, symbolisiert das FUTURO das Streben nach neuen, funktionalen, effizienten und massenproduzierbaren Behausungen dieser Zeit.
Mit einem Durchmesser von acht Metern und einer Gesamthöhe von knapp sechs Metern bietet das Gebäude eine ca. 50 qm große Wohnfläche, die in weniger als 30 Minuten mit Strom beheizt werden kann. Das Gebäude ruht auf einem stabilen Stahlrohrgestell. Seine Ausführung ist so gestaltet, dass das Haus auch in unwegsamem Gelände aufgebaut werden kann und extremen Temperaturen genauso standhält wie Erdbeben oder Stürmen. Die Tür fungiert gleichzeitig als ausklappbare Treppe, ähnlich jener von kleinen Privat-Jets, über die man das auf seinem Stahlfundament schwebende FUTURO betritt.
Das FUTURO wurde von der finnischen Firma Polykem Ltd. als eines der ersten serienproduzierten Kunststoffhäuser der Geschichte hergestellt und international vertrieben. Seine Wände bestehen aus mit Glasfaser verstärkten Polyesterschalen, die eine Isolierung aus Polyurethan-Schaum sandwichartig umfassen. Um den Auf- und Abbau zu erleichtern, wurde es in 16 Kreissegmenten hergestellt, die vor Ort innerhalb von zwei Tagen zusammengebaut werden konnten. 16 doppelt verglaste Fenster bieten einen Panoramablick.
Es existieren leider keine Aufzeichnungen, wie viele FUTURO-Häuser insgesamt verkauft wurden. Eine konservative Schätzung geht von ca. 70 Exemplaren aus, von denen heute ca. 60 erhaltene Häuser bekannt sind.
Das Münchner FUTURO-Haus konnte 2016 für Die Neue Sammlung erworben werden und wird nun nach einer umfassenden Restaurierung zum ersten Mal gezeigt. Der kreisrunde, nicht unterteilte Raum enthält, abgesehen von einer umlaufenden Bank, keine Inneneinrichtung. Das Münchener Exemplar des FUTURO wurde zunächst in den frühen 1970er-Jahren von Stiebel Eltron gekauft und auf dem Firmengelände in Vlotho errichtet. 2012 erwarb es das Charles-Wilp-Museum in Witten. Von dort aus gelangte es nun nach München. Der Künstler, Grafikdesigner und Komponist Wilp hatte in den 1970er-Jahren ein leider nicht erhaltenes FUTURO besessen, das Christo 1970 verpackt hatte und in dem Künstler wie Andy Warhol, Claes Oldenbourg und Yves Klein zu Gast gewesen waren.
Das FUTURO ist im Rahmen von gesonderten Öffnungszeiten und Führungen (begrenzte Teilnehmerzahl) sowie Sonderveranstaltungen für die Öffentlichkeit zugänglich. Mehrere „Programm-Satelliten" ergänzen die Präsentation des FUTURO in München.
Satellit 1
„Alles, was Sie schon immer über das FUTURO wissen wollten"
Vortragsreihe mit vier Experten
Sonntag, 23. Juli 2017, 11.00-13.00 und 14.00-16.00 Uhr
Ernst von Siemens-Auditorium
Sprecher
Dr. Elke Genzel und Dr. Pamela Voigt (Leipzig): Geträumte Zukunft. Pioniere der Kunststoffarchitektur
Cora Geißler (Berlin): Das Leben mit dem FUTORO-Haus und der Roadtrip zu den FUTUROS in der Welt
Marko Home (Helsinki): FUTURO World
Dipl. Rest. Univ. Tim Bechthold (Die Neue Sammlung, München): Keep Watching the Skies. A Flying Saucer Comes to Town
Satellit 2
„Yesterday´s Tomorrow"
Filmreihe zum Thema Zukunftsvisionen und Science Fiction
Kooperation mit der HFF - Hochschule für Fernsehen und Film München
Freitag, 09. Februar 2018, bis Sonntag, 11. Februar 2018
Fotocredit: Stadtarchiv Lüdenscheid, Bildsammlung, Werner Silla
-
Veranstaltungstyp
Ausstellung
-
Location
vor der Pinakothek der Moderne
München -
Ausstellungsdauer
vom Freitag 2. Juni 2017 bis Sonntag 3. Juni 2018
-
Veranstalter
Pinakothek der Moderne