Grundsteinlegung Welfengarten: Quartiersentwicklung am Nockherberg startet
„Ich bin zu dieser Jahreszeit fast jede Woche bei einer Grundsteinlegung", sagte Stadtbaudirektorin Prof. Dr. Elisabeth Merk gestern bei einer ebensolchen Gelegenheit auf dem Areal der künftigen Welfengärten. „Und ich mache das gerne. Insbesondere, da ich nach zehn Jahren im Amt nun auch bei Projekten dabei sein kann, deren Entwicklung ich von Anfang an verfolgt habe." Die Quartiersentwicklung am Nockherberg ist ein solches Mega-Projekt.
Nachdem die Paulaner-Brauerei nach Langwied an den Stadtrand gezogen ist, plant die Bayerische Hausbau auf drei insgesamt rund neun Hektar – oder 13 Fußballfelder – großen Arealen an der Welfen-, der Falken- und der Regerstraße in der Münchner Au rund 1.500 Wohnungen. Bis zu 3.500 Menschen werden auf insgesamt rund 148.800 m² Geschossfläche ein neues Zuhause finden. 30 Prozent der Wohnfläche sind für geförderten Wohnungsbau vorgesehen. Darüber hinaus plant die Bayerische Hausbau auf den bisherig ausschließlich industriell genutzten und vollständig versiegelten Arealen auf mehr als 14.000 m² weitläufige Grünflächen mit Spielanlagen für Kinder. Ein Fuß- und Radwegenetz wird bestehende Wege sinnvoll fortsetzen und zudem neue Wegebeziehungen ermöglichen.
Das hört sich zuerst einmal gut an, bedeutet für das Stadtviertel aber dennoch eine wesentliche Veränderung, sprich Gentrifizierung. Um die Wogen klein zu halten, wurden die Bürger frühzeitig am Entwicklungsprozess beteiligt: Bereits im Oktober 2012, noch vor der Auslobung des städtebaulichen und landschaftsplanerischen Wettbewerbs, veranstaltete die Bayerische Hausbau eine öffentliche Informationsveranstaltung. Der anschließende Wettbewerb wurde zweistufig konzipiert, sodass die Bürger nach einer ersten Auswahl von Preisgruppen die Möglichkeit hatten, sich im Rahmen einer Bürgerwerkstatt und einer Erörterungsveranstaltung der Landeshauptstadt München intensiv mit den Arbeiten auseinanderzusetzen und ihre Anregungen, ihre Kritik und ihre Wünsche einzubringen. Diese wurden an die Architekturbüros für die Überarbeitung ihrer Entwürfe weitergegeben. Auch für Herbst 2017 ist wieder eine Bürgerinformationsveranstaltung geplant.
Im Rahmen des Beteiligungsprozesses wurde auf Wunsch der Bürger unter anderem festgelegt, dass mehrere Architekten an den Entwürfen für die Quartiersentwicklung weiterarbeiten sollen, um eine vielfältig differenzierte Gestaltung der Gebäude zu ermöglichen. Der Entwurf des Bauabschnittes Welfengarten stammt vom Londoner Architekturbüro Caruso St John, die ihn zusammen mit Steidle Architekten aus München weiterentwickelt haben.
Die Bayerische Hausbau errichtet auf dem rund 18.900 m² großen, an der Welfenstraße gelegenen Grundstück bis Anfang 2020 390 Mietwohneinheiten, davon 70 geförderte Wohnungen und 30 Werkswohnungen für Mitarbeiter. Die Ein- bis Fünf-Zimmer-Wohneinheiten mit Flächen von rund 30 bis rund 150 m² gruppieren sich um einen bepflanzten, ruhigen Innenhof. Ergänzt wird die insgesamt rund 41.100 m² Geschoßfläche umfassende Bebauung durch eine Kindertagesstätte, eine Parkgarage mit rund 400 Stellplätzen sowie zur Welfenstraße gelegene Laden- und Gastronomieeinheiten.
Das Ensemble zeichnet sich insbesondere durch über die gesamte Hausbreite gewölbte, vorspringende Regelgeschosse aus. Abgesetzte Erker im Obergeschoss sorgen zudem für eine lebhafte Dachlandschaft. Auch in punkto Farbwahl wird der Neubau, wie durch das eigens einberufene Gestaltunggremium im September 2016 beschlossen, Akzente setzen. Er versteht sich als Antwort auf den gegenüberliegenden historischen Weilerblock: Die Fassade an der Welfenstraße wird größtenteils in Grün gehalten sein. Gauben und Gebäudesockel sind auberginefarben. Die straßenabgewandte Gebäuderückseite wird eine rote Farbgebung mit abgesetzten weißen Fensterumrahmungen erhalten. Es wird bunt am Nockherberg.
Begonnen haben die Abbrucharbeiten der Bestandsgebäude an der Falkenstraße Ende 2016. Mit den Bauarbeiten startet die Bayerische Hausbau in der Welfenstraße im Frühjahr 2017 und in der Falkenstraße im Frühjahr 2018. Die ersten Bewohner können dann voraussichtlich Ende 2019 in die Gebäude an der Falkenstraße und Anfang 2020 in die Gebäude an der Welfenstraße einziehen. Ein Teil der Gebäude in der Regerstraße – auf diesem Areal ist ebenfalls im Frühjahr 2018 Baubeginn – wird 2020 bezugsfertig sein. Insgesamt sollen die Arbeiten bis 2023 abgeschlossen werden.