Architekt Caspar Schmitz-Morkramer im Interview über den neuen Trend in den USA: Spießige Bürobauten werden „gehackt". Mit Terrassen, Treppen, Plateaus und verwunschen gestalteten Grünanlagen sind sie abenteuerlich statt prestigeträchtig.
Wie sieht es heute aus in den Büros von Google, Apple und Facebook oder den neuen start ups?
Der große Trend geht von der grünen Wiese hin zur Stadt. Dort lassen sich die jüngeren Firmen wie Airbnb und Pinterest in alten Warehouses nieder. Keiner möchte mehr in „my fathers office" arbeiten. Das ist zu 100% bei amerikanischen Immobilien-Entwicklern angekommen. Deshalb konzipieren sie die Projekte jünger, zeigen weniger Prestigebauten, dafür mehr Offenheit und Lebensqualität.
Der Charme, den Altbauten versprühen, wird in den USA sehr geschätzt. Die Typologien sind unterschiedlich – von alter Produktionshalle, Postdepot oder ehemaligem Flug-Hangar, in den Google zum Beispiel einziehen wird. Der Wunsch nach Patina ist groß, weil man den Office-Projekten etwas Besonderes mitgeben möchte. Refurbishment ist das große Thema in den USA.
Wie wird das Büro selbst derzeit in Amerika verstanden?
Die Leute wollen sich am Arbeitsplatz genauso wohl fühlen wie zu Hause. Es soll Lockerheit suggeriert werden. Es ist nicht ungewöhnlich, dass ein Eames-Lounges-Chair im Büro steht. Dazu gibt es den neuen Trend: Wechselspiele zwischen Innen und Außen. Die Themen Öffnen und Grünflächen sind sehr stark; ebenso das Gebäude zu hacken.
Hacken – was meint das?
In erster Linie geht es bei Hackability um die Nutzbarkeit des Gebäudes, das Zusammenspiel von Innen und Außen. Für Überraschung zu sorgen, zum Beispiel durch die Verbindung von Etagen oder Freitreppen, die mehrere Geschosse zusammenfügen. Oder durch verwunschene Gärten, die mit hochwertiger Außenmöblierung angelegt sind. Ein Beispiel ist das Projekt Water Gardens in Santa Monica. Ein Bürokomplex aus den 90er Jahren hat es geschafft, durch extreme Gestaltung der Außenanlagen mit Wasserflächen, Cafés und Street-Art, völlig überraschende Aufenthaltsqualitäten zu schaffen.
Lässt sich das Thema Hackability auch in Bürogebäuden von msm meyer schmitz-morkramer finden?
Ja, das Hammerwerk in Stuttgart ist ein 100prozentiges Hackability-Beispiel. Eigentlich eine unattraktive Lage, aber mit enormem Angebot. Ein begrünter Hof mit Anbau, alter Villa, Restaurant, Ateliers, Cafés, Shops. Das Projekt würde eins zu eins auch in Amerika funktionieren. Ebenso Die Macherei in München oder das Carlswerk in Köln. Der Trend des Hackens ist in Deutschland deutlich ablesbar.