Im Rahmen des großen Faust-Festivals hat Bühnenbildner Philipp Fürhofer ein riesiges Schaufenster gestaltet. Passanten werden durch durch Spiegelbilder Teil seiner Installation, die mit dem eigenen Selbstverständnis spielt.
Der Marienplatz ist eine der Top-Adressen Münchens in Sachen Lauffrequenz. Laut Immobilienverband passieren diesen zentralen Ort über 7.000 Personen pro Stunde. Für seine Kunstinstallation kann Philipp Fürhofer also mit einem breiten Publikum rechnen: Bis 14.4.2018 hat der 35-jährige Bühnenbildner ein elf Meter langes, anderthalb Meter breites und vier Meter hohes Schaufenster von Ludwig Beck unter dem Motto "Du bist Faust" gestaltet.
Illusionsraum mit Unendlichkeitseffekt
Die Wände sind mit einem dunklen Sternenhimmel tapeziert. An der Rückseite hängen monumentale historische Bilderrahmen aus der Sammlung von Werner Murrer, die unterschiedlich große Spiegelflächen statt Gemälde umgeben. Vor ihnen stehen in kleinen Gruppen männliche, weibliche und Kinder-Schaufensterpuppen mit Outfits aus dem aktuellen Angebot von Ludwig Beck. Von draußen können Betrachter verschiedene Abschnitte dieser Szenerie sehen. Denn an mehreren Stellen gibt es Aussparungen in der semitransparenten Spiegelfolie, die von innen die große Glasscheibe zum Bürgersteig bedeckt. Insgesamt entsteht ein raffinierter Illusionsraum, der Schaufensterfiguren von vorne und hinten zeigt, aber auch die sie anblickenden Passanten einbezieht und in einem Unendlichkeitseffekt vervielfacht. Philipp Fürhofer ging es bei diesem Auftragswerk um ein „humorvolles Wechselspiel" unter dem Motto ‚Wer betrachtet wen?' oder ‚Wer möchte ich sein?'.
Ihre Fortsetzung findet Fürhofers Arbeit in der Kunsthalle München. Für die Ausstellung „Du bist Faust" hat er dort einen Parcours gestaltet, um Besucher dreidimensional in Schlüsselszenen aus Goethes „Faust 1" zu versetzen und wichtige Themen von Verführbarkeit bis zu dem Wunsch nach Unsterblichkeit erleb- und verstehbar zu machen.
Kaufhaus der Sinne mit Kunstsinn
Ausstattungselemente aus dem zweiten von insgesamt 13 Räumen, der den „Prolog im Himmel" veranschaulicht, hat Fürhofer auch in dem von ihm inszenierten Schaufenster bei Ludwig Beck verwendet und so eine Art „Satellit" geschaffen. Eine weitere Verbindung sind Werbeflächen an der Fassade im ersten Stock des Kaufhauses, die großformatig auf die Ausstellung „Du bist Faust" sowie eine Faust-Lesung von Klaus Maria Brandauer bei Ludwig Beck hinweisen.
Sich für Kultur zu engagieren, ist in dem "Kaufhaus der Sinne", das 1861 als kleine Knopfmacher- und Posamentier-Werkstatt begann, kein Novum. „Zu Kunst und Kultur gab immer schon eine enge Beziehung und in den 1980er, 1990er Jahren sogar eine dafür zuständige Abteilung", so Christian Greiner, der 1979 geboren wurde und seit 2011 im Vorstand von Ludwig Beck sitzt. Für eine Wiederbelebung habe zuletzt die erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Kunsthalle bei der Peter Lindbergh-Ausstellung 2017 gesorgt. Fürhofers „Faust"-Installation im Haus sei deren harmonische Weiter-Entwicklung, ein Brückenschlag zwischen „Tradition und Moderne" und Ausdruck des Wunsches, mit einem Überraschungseffekt mehr als Einkaufserlebnisse zu bieten.
Das Faust-Festival dauert vom 23.2. bis 29.7.2018. Quer durch alle Sparten und Genres möchte es mit 500 Veranstaltungen von 200 Programmpartnern „ungekannte Zugänge" zu Goethes berühmtestem Drama ermöglichen und dessen Aktualität deutlich machen. Denn „Faust ist der prototypische moderne Mensch – rastlos auf der Suche, jedoch nie am Ziel", so die Organisatoren. Neben der Ausstellung in der Kunsthalle gibt es Beiträge bekannter Institutionen wie Residenztheater oder Staatsoper, aber auch breitgefächerte Angebote unterschiedlichster Veranstalter. Alle Informationen und Termine unter faust.muenchen.de.