Seit Jahrhunderten feiert man im Schweizer Kanton Freiburg das Erntedankfest Kilbi mit einem großen Festmahl. Lammgigot, Büschelibirnen und Anisbrötli – was bisher vorwiegend im Familienkreis auf den Tisch kam, können jetzt auch Besucher erleben und genießen. Ab Ende August wird bei Kilbis in der ganzen Region getafelt, getanzt und gefeiert. Das Kilbi-Menü kann bis Ende Oktober in Bauernhöfen, Gaststätten und Restaurants verkostet werden.
Lammgigot mit Büschelibirnen gehört ebenso auf die Teller wie Safranbrot mit süßem Gewürzsenf und die Freiburger Platte mit Beinschinken. Zwischendurch wird zur Verdauung Birnenschnaps kredenzt und zum Abschluss Leckereien wie Bretzeli und Anisbrötli.
Unter dem Motto Kilbi auf dem Bauernhof bieten einige Landwirte gute Hausmannskost in familiärer Atmosphäre am Bauerntisch. Pierre-Yves Ducry zum Beispiel serviert auf seinem Hof in Dompierre Freiburger Wurst und kamingeräucherten Schinken zum traditionellen Kilbi-Menü. Und seine Frau Fouzia verwöhnt ihre Gäste mit typischem Kilbi-Gebäck: Meringues mit Greyerzer Doppelrahm und Vin Cuit - in Wein eingekochtes Birnenmus. Wer möchte kann auch gleich auf dem Hof übernachten – ganz einfach im Stroh. Anfang September bis Ende Oktober immer donnerstags bis sonntags.
Bei Margrit und Gérald Saudan geht es ans Eingemachte: In ihrem Bäckerei-Atelier in der Stadt Fribourg lernen die Teilnehmer beim Senf-und Safranbrot-Workshop die traditionelle Moutarde de Bénichon, den legendären Kilbi-Senf, selbst herzustellen. Verkostet werden die süßsauren Gewürzkonfitüren gleich anschließend zusammen mit duftendem goldgelben Bio-Safranbrot. Auch die Freizeitköchin Simone Rochette-Egli teilt ihre Lieblingsrezepte für die Freiburger Spezialitäten gerne, danach können die Gäste einige Gänge des aufwändigen Kilbi-Festmahls zuhause nachkochen – nicht nur zur Erntedankzeit.
Kilbi – Festmahl in sieben Gängen
Ursprünglich ist die Kilbi (für die Französischsprachigen: Bénichon) ein Festessen zum Erntedank im Familienkreis, bei dem alles auf den Tisch kommt, was der Bauernhof hergibt. Die Cuchaule (auf Deutsch Safranbrot) hat die Ehre, die Mahlzeit zu eröffnen. Der Safran verleiht diesem Briochebrot seine besondere, exotische Note. Butter und süßer Gewürzsenf gehören für Kenner unabdingbar dazu. Als nächster Gang wird im deutschsprachigen Teil des Kantons „Schafvoräss” serviert, ein Gericht, bei dem sich Herz, Zunge, Lunge, Hirn und Leber mit Weißwein, Muskat und Zwiebeln nach zwei bis drei Stunden auf dem Herd zur typischen Freiburger Spezialität vereinen. Danach gibt es Chabissuppe (Kohlsuppe), gefolgt von der Freiburger Platte mit Hamma (Schinken), Speck und Würsten aus dem Räucherkamin in Begleitung von Salzhäppere (Salzkartoffeln). Fast nur noch auf der Kilbi-Fleischplatte gibt es vielerorts geräuchertes Euter. Als typisches Kilbigericht darf Lammgigot (Lammkeule) mit Kartoffelpüree und Büschelibirnen bei dem Festessen nicht fehlen. Meringues mit Greyerzer Doppelrahm gehören ebenfalls unabdingbar zum Kilbi-Menü. Leckereien wie Schlüferli, Bretzeli, kleine Krapfen und Anisbrötli beschließen das Mahl.
Weitere Infos zur Kilbi (für die französischsprachigen Freiburger „Bénichon“) gibt es hier: www.benichon.org/de