Der Medienstandort München hat ein weiteres stilistisches Highlight. Wir, Condé Nast Deutschland, haben im Mai 2018 unsere neuen Büros am Oskar-von-Miller-Ring 20 bezogen und machen mit einem gleichermaßen stilvollen wie zeitgemäßen Arbeitskonzept unsere Unternehmenskultur erlebbar.
Durchlässigkeit und Kommunikation waren hierbei die großen – auch gestalterisch relevanten – Themen. Daher war völlig klar, dass der Entwurfsprozess des Interiors ein sehr partizipativer sein sollte. Wir haben also eine Arbeitsgruppe gegründet, in der Mitarbeiter aus verschiedenen Abteilungen vertreten waren. Dann haben wir verschiedene Architektur-Büros zu einem Pitch eingeladen – unter anderem tools off.architecture. Zur Vorbereitung hatten wir uns Headquarters der großen Design- und Architekturbüros, sowie die Creative Spaces der großen digitalen Megaplayer angeschaut und sind so auf tools.off gekommen. Wir kannten das Büro nicht; zum damaligen Zeitpunkt hatten wir zumindest noch keines ihrer Projekte im Heft gehabt, das Büro war sozusagen unsere Wild Card…
Es gab Briefings mit Moodboards, die wir schon erstellt hatten. Ich erinnere mich an eine Sitzung, in der es darum ging, wie man mit einer so starken Architekten-Handschrift wie die von Richard Meier umgeht. Als Gestalter hat man da ja zwei Möglichkeiten: Entweder du trommelst dir auf die Brust und sagst mein Büro ist genauso gut wie Richard Meier oder du erstickst unter seinem Riesen-Pritzker-Ego und denkst dir, ich darf hier eigentlich gar nichts ändern. Das OSKAR hat eine sehr starke Hülle. Der muss man aber auch etwas entgegensetzen, um das kühle, geometrische, weiße Raster etwas aufzuwärmen. In der Präsentation hat Andreas Notter von tools off.architecture genau die richtige Balance gefunden. Das war der Moment, wo mir klar war, dass uns mit diesem Architekten gar nichts mehr passieren kann.
Sehr hilfreich war, dass das Büro von Anfang an mit Modellen gearbeitet hat. Gleich zu Beginn gab es ein Modell der Rotunde, dem Kopfbau des OSKARs, mit kleinen Männchen und Wandabwicklungen. Da konnte man tatsächlich reingucken wie bei einem Puppenhaus. Nicht jeder kann ja Pläne lesen, Modelle sind da einfach anschaulicher. Von dem Zeitpunkt an ist die Diskussion über Gestaltung und das Design-Konzept ständig zwischen uns und tools.off hin- und hergegangen. Die Grundidee unserer Moodboards blieb aber bis zum Schluss erhalten, wurde im Entwurfsprozess mit den Architekten jedoch verfeinert.
Das Thema Mad Men schwebte über allem – diese TV-Serie, die in einer Werbeagentur im Amerika der 60er-Jahre spielt.
Wir haben vor vielen Jahren in AD mal eine Geschichte über das Set-Design von Mad Men gemacht. Das hatte mich total fasziniert; gar nicht so sehr wegen der schönen 50er-Jahre Möbel, sondern wegen des Open Space-Office, das damals schon existierte, zumindest in der Serie. Ich fand die Trennwände in verschiedenen Sorbet-Farben sehr schick; mir blieb in Erinnerung wie mit diesen Farbflächen und Raumteilern gearbeitet wurde. Die Trennwände haben wir jetzt auch. Angepasst wurden sie an unser gemeinsam entwickeltes Farbsystem, das auf Oscar Niemeyer und Le Corbusier basiert.
Solche Dinge, wie das Farbkonzept, die Raumaufteilung oder die Gestaltung von Wänden, haben wir immer wieder auch in der firmeninternen Arbeitsgruppe diskutiert. Die Idee, die Konferenzräume nach Mode- und Designstädten zu benennen und nach der DNA bestimmter Designer zu gestalten, kam zum Beispiel von unserer Pressesprecherin Ines Thomas. So trifft man sich für Meetings im Berliner-Konferenzraum im Bauhaus-Stil oder sitzt im von Charles Eames-geprägten New Yorker-Konferenzraum. AD und Condé Nast sind Profis was Gestaltung angeht. Ästhetisch gelungene Werke zu beurteilen ist unser täglich Brot. Von daher würden wir uns wahrscheinlich mit einem Stararchitekten, der sich auf Teufel komm raus selbst verwirklichen will, schwertun. Die Balance zwischen Sich-nicht-kleinmachen und Sich-nicht-aufspielen gilt auch für das Verhältnis Bauherr-Architekt. Es muss ein Dialog stattfinden. In diesem Fall lief dieser sehr flüssig…