Bei diesem Projekt – es ging um die Entwicklung des gesamten neuen Office-Bereichs - hat uns bei tools off.architecture die Frage beschäftigt, wie man es schafft, ein solch designaffines Unternehmen wie Condé Nast mit einem Richard-Meier-Gebäude zusammenzubringen, das eine sehr starke Identität hat. Bei Richard-Meier-Bauten weiß man: sie sind immer weiß, es geht immer um Licht und Schatten, es geht immer um Abstraktion. Die Herausforderung war, diese beiden Charaktere zusammenzubringen.
Ich kann mich genau an den Präsentationstag erinnern, als wir unser Verhältnis gegenüber Richard Meier dargelegt haben. Wir haben uns überlegt, was eigentlich passiert wäre, wenn dieser Architekt vor 40 Jahren anders abgebogen wäre. Wenn er sich nicht so absolut auf die weißen Fassaden der Architektengruppe „The New York Five“ konzentriert hätte, wo er Mitglied war, sondern wie andere Architekten den internationalen Stil weiterentwickelt hätte? Wenn man weiß, dass Le Corbusier eines seiner Vorbilder war, dann hätte es genauso gut sein können, dass er – wie dieser – gern mit Farben arbeitet.
Wir haben dann versucht so zu tun, als ob wir das Alter Ego von Richard Meier wären.
Konzeptionell arbeiten wir über Gedanken und Skizzen. Häufig überspringen wir dann aber detaillierte Pläne und gehen gleich in die Modelle, weil uns das Räumliche sehr wichtig ist. Wir machen das nicht nur, damit der Kunde das besser verstehen kann, was natürlich einfach oft der Fall ist. Für uns ist Architektur in erster Linie eine Raumthematik und diese Darstellung geht am besten über Modelle. Sie sind viel unmittelbarer als Skizzen oder CAD-Zeichnungen.
Zum Einstieg gab es von Bauherrenseite ein Grobflächenlayout und eine ungefähre Zuordnung, wo die verschiedenen Redaktionen sitzen würden. Moodboards haben die gestalterische Richtung vorgegeben. Vereinzelt gab es auch schon Vorschläge zu Materialien, zu Farben und Oberflächen. Die Zusammenarbeit war aber immer ein Austausch von Ideen, die man gemeinsam weitergesponnen hat. Damit ist der Condé Nast Verlag ein Musterbeispiel eines guten Bauherrn, der weiß, was er möchte. Als Architekt tut man sich nämlich relativ schwer, mit einem Bauherrn zu arbeiten, der unvorbereitet in ein Projekt geht.
Es funktioniert nicht, wenn ein Kunde glaubt, der Architekt erledige alles für ihn und er müsse nur noch Schecks unterschreiben.
Die Sorgfalt und Zuneigung, die ein Architekt in ein Projekt bringt, muss vom Bauherrn erwidert werden. Früher haben wir versucht, uns mit allen Arten von Bauherren zusammenzuraufen, wenn wir den Auftrag unbedingt haben wollten, heute beenden wir die Zusammenarbeit lieber schnell, wenn wir merken, die Chemie stimmt nicht. Für mich ist das Zwischenmenschliche das Entscheidende. Beim Gestalterischen kann man immer Brücken bauen. Das Fundament dafür, der Brückenkopf sozusagen, besteht aber in Vertrauen und Respekt zwischen Bauherr und Gestalter. Wenn das fehlt, kann man keine vernünftigen Projekte realisieren. Bauherren sollten keine Scheu haben, dass sie irgendetwas nicht gut genug formulieren können. Aber sie sollten sich über ihre Wünsche klar werden, damit man sich nicht zu lange mit Dingen aufhält, die am Ende gar nicht wichtig sind. Der Architekt wiederum muss die Wünsche des Bauherrn ernst nehmen, sonst hat er den Beruf verfehlt.