Die Moderne lässt uns dieses Jahr nicht los. Bernd Polster verspricht in Das wahre Bauhaus die wohl erste schonungslose Auseinandersetzung mit dem Bauhaus, und mit Mies sowie Der Pavillon sind gleich zwei Graphic Novels über berühmte Architekten der Moderne auf den Markt gekommen, die deren medial ausgeleuchtetes Leben nochmals von einer ganz anderen Seite aus betrachten.
Als historische Aufräumarbeiten am Bauhaus könnte man den Buchbeitrag Das wahre Bauhaus von Bernd Polster einordnen, denn nach einer kritischen Darstellung der Geschichte der berühmten Kunsthochschule sucht man – laut Klappentext - vergebens. Ob dem wirklich so ist sei dahingestellt. Jedenfalls war „der wirkungsvollste und erfolgreichste Exportartikel deutscher Kultur im 20. Jahrhundert" (Zitat: Bauhaus-Archiv) kein Hort einzigartiger Innovation, sondern höchst anfällig für Spielarten von Dogmatismus bis hin zu Rassismus. Polster entfernt die Nebelkerzen des Legendenschleiers und legt Banales, Absurdes und Geniales dicht beieinander frei.
Auf dem Weg nach Westberlin zur Grundsteinlegung der Neuen Nationalgalerie zieht Ludwig Mies van der Rohe im Gespräch mit seinem Enkel, dem Architekten Dirk Lohan, eine Bilanz seines bewegten Lebens. Es sind Erinnerungen an eine Zeit, in der sich Architektur und Design von Grund auf modernisierten, während sich Deutschland politisch auf den Abgrund zubewegte – und an ein Leben, das geprägt ist vom unbedingten Willen zu bauen. Illustrator und Autor Agustín Ferrer Casas zeigt in seiner Künstler-Biografie Mies van der Rohe - Ein visionärer Architekt das oft widersprüchliche Leben des genialen Baumeisters, der in seinem Streben zu Erschaffen in seinem Privatleben Zerstörung hinterließ.
Am 26. August 1996 wurde an der Cote d'Azur, nur einen Katzensprung von Le Corbusiers einstigem Feriendomizil entfernt, der Schweizer Arzt Peter H. Kaegi erstochen. Als die Studentin Nadja Gilg den Pavillon des Centres Le Corbusier in Zürich unter die Lupe nimmt, stößt sie auf Zusammenhänge, die den mysteriösen Mord in ein neues Licht rücken. Andreas Müller-Weiss verbindet in seinem Architektur-Krimi Der Pavillon auf etwas komplizierte Weise die Biografie Le Corbusiers mit einem erfundenen Krimi-Plot.
Die Zeichner beider Graphic Novels sind studierte Architekten – und das merkt man: Mehr noch als bei Mies sind bei Der Pavillon architekturgeschichtliche Kenntnisse von Vorteil, um der Geschichte folgen zu können.