Im Herbst 2017 zeichneten die zwei Münchner Künstler Thomas Huber und Wolfgang Aichner (GÆG - global aesthetic genetics) eine Linie in den US-amerikanischen Boden und legten dabei mehr als 600 km zurück. Akkurat als Geschäftsmänner gekleidet, zogen Huber und Aichner mit ihrem plakativen Schreibgerät zielstrebig zu Fuß und per Fahrrad durch Prärien, Wüsten und Gebirge und irritierten mit ihrem überdimensionierten Kugelschreiber die Einheimischen von Utah über Wyoming bis Colorado.
Von 4. Oktober bis 6. Oktober 2019 präsentieren Huber und Aichner ihre dreiwöchige Aktion in der Münchner Rathausgalerie: Sie stellen den aus der Kunstaktion linear entstandenen Film als Münchner Premiere vor und zeigen eine Installation sowie die Originalskulptur des Kugelschreibers und Fotoarbeiten. Zur Ausstellung erscheint außerdem das Buch „linear - non-territories of desire".
Thema des Projekts „linear" ist nicht nur regionale Historie, sondern vielmehr der grundsätzliche Wahn jeglicher Landnahme und das damit verbundenem Territorialverhalten. Die Aktion beleuchtet Sinn und Unsinn von Grenzziehungen als menschliches Bedürfnis. Kein geografisches Gebilde, geschweige denn eine irgendwie geartete Staatlichkeit wurde durch die absurde Linienziehung initiiert. Das Ergebnis ist allein ein bildnerisches (Rechteck), ein "Non-Territory", erschaffen von zwei realen Avataren („Penmen") ohne jegliches politisches Kalkül.
Statt einer beständigen, sichtbaren Spur hinterließ der Stift nur einen flüchtigen Abdruck in der Bodenoberfläche. Die Linie bildete sich hingegen mittels eines GPS-Trackers als rote, virtuelle Liniengrafik in Echtzeit auf einer interaktiven Karte der projekteigenen Website ab (www.linear.gaeg.net).
Das filmische Ergebnis ist eine irreale Mixtur aus Dokumentation und Computerspiel.
Rathausgalerie Kunsthalle, Marienplatz 8, 80331 München
Eröffnung: Freitag 4. Oktober 2019, 19 Uhr (Filmpremiere, bestuhlt)
Ausstellung: 5. und 6. Oktober 2019, 11-19 Uhr (Filmpräentation im Loop)
Begrüßung:Johannes Muggenthaler, Kulturreferat München
Einführung:Dr. Christian Schoen, Kunsthistoriker
Buchveröffentlichung: „linear – non-territories of desire"