Zeitgenössische Architektur in Bayern

Die schönste Hotelimmobilie

Das hotelforum lässt jedes Jahr die Hotelimmobilie des Jahres küren. Hierbei werden die von den Betreibern eingereichten Hotels nach einem festgelegten Kriterienkatalog vor Ort unter die Lupe genommen. Gewinner ist heuer ein mutiger Entwurf aus Südtirol...

Die Auszeichnung Hotelimmobilie des Jahres 2019 hat dieses Jahr das Schgaguler Hotel im südtiroler Kastelruth erhalten. Der Preis wurde am 9. Oktober im Rahmen des hotelforum-Galaabends verliehen. Andreas Martin,Geschäftsführer der hotelforum management GmbH: „Der diesjährige Preisträger überzeugt zum einen durch die konsequente stilistische Umsetzung der Neupositionierung eines nicht mehr zeitgemäßen Apartmenthotelkonzeptes durch den Architekten Peter Pichler. Es ist der Familie Schgaguler aber gleichzeitig auch gelungen, einen Generationswechsel von der Elterngeneration an die vier Kinder zu vollziehen. Davon zeichnen drei Kinder für das Tagesgeschäft verantwortlich und der älteste Bruder ist als Fotograf maßgeblich für die Innengestaltung des Hotels mitverantwortlich, während sich die Eltern weiterhin auch um die persönliche Betreuung der Feriengäste kümmern."

Das Schgaguler Hotel befindet sich im historischen Ortskern von Kastelruth, das als Tor zu den Dolomiten gilt. Es wurde von dem jungen Architekten Peter Pichler, der bei Zaha Hadid und Rem Koolhaas in die Lehre ging, von Grund auf überarbeitet und verfügt über eine einfache aber vor allem zeitlose und stimmige Architektursprache, die auf Folklore verzichtet. Das ikonische Grundgerüst des Hauses mit den drei Giebeldächern aus dem Jahr 1984 blieb in seiner Form bestehen. Mit seiner steinähnlichen Textur und leicht grauen Farbe erinnert der Verbundwerkstoff der Fassade an das Gestein der Dolomiten, von denen der Ort umgeben ist. Die Innenraumgestaltungen verbinden sich durch das gemeinsame Ziel, einen Ort der Inspiration, Regeneration und Kontemplation zu schaffen. Der Minimalismus ist ein Pendant zur Reizüberflutung des Alltags. So wurden Räume geschaffen, die Selbstreflexion fördern und Überflüssiges eliminieren. Zudem wurden bei der Revitalisierung der Bestandsimmobilie überwiegend lokale Materialien in Zusammenarbeit mit ortsansässigen Unternehmen verwendet. Fast alle Bereiche des Hotels sind barrierefrei gestaltet.

Aus den 51 Hotelbewerbungen aus 14 europäischen Ländern hatte die interdisziplinär besetzte 19-köpfige Jury dieses Jahr vier Nominierte aus Deutschland und sechs aus weiteren europäischen Ländern ausgewählt. Aus diesen zehn Nominierten wurden drei Häuser ins Finale gewählt (in alphabetischer Reihenfolge):

InterContinental Lyon – Hotel Dieu (Lyon, Frankreich)
LINDLEY LINDENBERG (Frankfurt am Main, Deutschland)
Schgaguler Hotel (Kastelruth, Italien)

Der Wahl war im Vorfeld wieder eine intensive Jury-Diskussion vorausgegangen. Harro Grimmer, Geschäftsführer MPP Meding Projekt Plan und Sprecher der hotelforum-Jury: „Nach der ersten Vorauswahl lag eines der nominierten Hotels vorne mit dem Fokus auf die Betriebszahlen, nach der zweiten Ausscheidungswahl ein anderes mit dem Fokus auf das Konzept, und am Ende schob sich das Gewinnerhotel ganz knapp an die Spitze – diesmal insbesondere mit dem Fokus auf das sehr gelungene Design und die Architektur. Dass am Ende aber immer das Gesamtpaket entscheidet, hat dieser Diskussionsprozess wieder gezeigt. Die Auseinandersetzung mit den jeweiligen Hotelkonzepten, aus Sicht der einzelnen, in der Jury vertretenen Berufsgruppen, ist ganz wesentlich für die Entscheidungsfindung, und das Gewinnerhotel benötigt bei allen Disziplinen Höchstnoten."

Die Mischung der drei Finalisten aus Neubau, Umnutzung und Neupositionierung eines Ferienhotels spiegeln aktuelle Trends wider. Das Schgaguler Hotel ist eine Neupositionierung eines Bestandshotels. Das InterContinental Lyon ist die Umnutzung eines imposanten Krankenhauses aus dem 18. Jahrhundert. Das LINDLEY LINDENBERG schließlich ist ein Neubau im Osten von Frankfurt am Main, im aufstrebenden Viertel um die Europäische Zentralbank. Die Hälfte der diesjährigen TOP 10 sind klassische Neubauten, während die anderen fünf Nominierten aus Neupositionierungen bestehender Hotels oder der Umnutzung historischer Bausubstanz entstanden sind.

Angesprochen bei der Ausschreibung des Preises waren sowohl Hotelentwickler als auch -eigentümer und -betreiber. Für die Hotelimmobilie des Jahres haben sich zwischen Januar 2018 und Juni 2019 eröffnete Hotels beworben. Entscheidend bei der Jury-Auswahl war ein gelungenes Gesamtkonzept aus Architektur und Gestaltung, Integration in das Projektumfeld, Nachhaltigkeit und technische Innovationen, Originalität des Konzeptes sowie Wirtschaftlichkeit.

Gewinner „Hotelimmobilie des Jahres 2019":

Schgaguler Hotel
Standort: Kastelruth, Italien
Eigentümer: Familie Schgaguler
Betreiber: Familie Schgaguler
Projektentwickler: Familie Schgaguler, Peter Pichler Architecture
Architekt: Peter Pichler
Innenarchitekt: Peter Pichler Architecture & Martin Schgaguler
Betriebstyp / Kategorie: Ferienhotel, Vollhotel, 4 Superior
Bauzeit (im Bestand): 4 Monate
Zimmeranzahl: 42

Die weiteren 2 Finalisten in alphabetischer Reihenfolge:

InterContinental Lyon – Hotel Dieu
Standort: Lyon, Frankreich
Eigentümer: Crédit Agricole Assurance
Betreiber: IHG
Projektentwickler: Generim
Architekt: Albert Constantin & Didier Repellin
Innenarchitekt: Jean-Philippe Nuel
Betriebstyp / Kategorie: Stadthotel, Vollhotel, 5 Sterne
Bauzeit (Umnutzung im Bestand/Mixed-Use): 48 Monate
Zimmeranzahl: 144

LINDLEY LINDENBERG
Standort: Frankfurt am Main, Deutschland
Eigentümer: Julius Kleemann Handel GmbH
Betreiber: LINDLEY LINDENBERG GmbH
Projektentwickler: ROTHENBERGER 4XS
Architekt: Franken Architekten GmbH (LPH 1-4), Exitecture Architekten (LPH 5-8)
Innenarchitekt: studio ABERJA
Betriebstyp / Kategorie: Stadthotel, Gästegemeinschaft
Bauzeit (Neubau): 32 Monate
Zimmeranzahl: 100

10 nominierte Hotels in alphabetischer Reihenfolge:

Andaz Vienna Am Belvedere (Wien, Österreich)

Hotel Indigo Milan – Corso Monforte (Mailand, Italien)

InterContinental Lyon – Hotel Dieu (Lyon, Frankreich)

JAMS Music Hotel Munich (München, Deutschland)

Krønasår - The Museum-Hotel (Rust, Deutschland)

LINDLEY LINDENBERG (Frankfurt am Main, Deutschland)

Radisson Collection Hotel, Tsinandali Estate Georgia (Zinandali, Georgien)

Scandic Kødbyen (Kopenhagen, Dänemark)

Schgaguler Hotel (Kastelruth, Italien)

Schulz Hotel Berlin Wall (Berlin, Deutschland)

Die Preisträger „Hotelimmobilie des Jahres" bisher:

QO Amsterdam (2018), Bretterbude Heiligenhafen (2017), Reichshof Hamburg CURIO Collection by Hilton (2016), Hotel Zoo Berlin (2015), Holzhotel Forsthofalm Leogang (2014), Radisson Blu Hotel Nantes (2013), Hotel TOPAZZ Wien (2012), 25hours HafenCity Hamburg (2011), Roomers Frankfurt (2010), Lindner Park-Hotel Hagenbeck (2009), 25hours Frankfurt (2008), Schloss Elmau Luxury Spa & Cultural Hideaway (2007), Hotel Daniel Graz (2006), Colosseo Erlebnishotel Rust (2004), Rocco Forte Hotel Amigo Brüssel und Accor Suite Hotel Hamburg (2003), Hilton Köln (2002).

Weitere Informationen zum hotelforum:
hotelforum ist die europäische Fachkonferenz für Hotel- und Immobilienexperten und seit 17 Jahren der jährliche Fixpunkt für das Netzwerken und den fachlichen Austausch im Bereich Hotelimmobilien. Das Konferenzprogramm und die Abendveranstaltung im Hotel Bayerischer Hof in München bieten eine hochqualifizierte Kommunikationsplattform im Rahmen der Immobilienmesse Expo Real. Höhepunkt des Galaabends ist die Preisvergabe „Hotelimmobilie des Jahres". 2020 findet das hotelforum am Mittwoch, 7. Oktober, statt. Weitere Informationen unter www.hotelforum.org.

Regine Geibel

„Neben meiner redaktionellen Tätigkeit plane ich unter dem Namen STUDIO REGINE GEIBEL ökologische Holzhäuser im Alpenraum und Ferienhäuser in Südeuropa; unter dem Namen 8 SENSES berate ich - zusammen mit Maren Boettcher - Hotels bzgl. Design-Refresh, Usability, Akustik, Beleuchtung“

Regine Geibel

Gründerin und Chefredakteurin