Der Münchner Fotograf Sammy Hart ist für seine außergewöhnlich künstlerischen und authentischen Porträtaufnahmen bekannt. Bei seinem neuen Bildband „Ocean of Clouds" erschienen im Sieveking Verlag arbeitet der Lichtbildner bei seinen Bergaufnahmen den einzigartigen Charakter der jahrtausendealten steinernen Eminenzen heraus.
Von weiß und silbern über anthrazit bis schwarz oder polichrom werden sie in Szene gesetzt: dramatische Lichtstimmungen, abrupte Wetterwechsel, schroffe Felsen, schmale Stege und Gipfelfreude. Mit MünchenArchitektur sprach Sammy Hart über das Entstehen seiner besonderen Bildbände.
Was ist Fotografie für Dich?
Ich glaube an die Poesie des Augenblicks und die Fotografie mit ihren Möglichkeiten ist das Werkzeug das festzuhalten.
Du bist bekannt für Deine außergewöhnlich künstlerischen und authentischen Porträtaufnahmen. Wie kam es zur Fotografie in den Bergen?
Die Bergfotografie betreibe ich seit 16 Jahren, entstanden als Ausgleich und als eine Art der Selbstfindung. Da ich die Fotografie als eine Art Tagebuch benutze, war es nicht weit hergeholt, die Berge in ähnlicher Weise zu "porträtieren" wie Menschen.
Deine Bilder tragen einen Zauber in sich. Du sprichst von der Poesie als Ausdrucksmittel. Was ist Dein Geheimnis?
Ich suche nicht vordergründig nach dem GUTEN BILD, sondern glaube an Prozesse, die einem das gute Bild ermöglichen. Das Ergebnis eines Bildes ist dann das Geschenk. Zudem ist Achtsamkeit für die Dinge notwendig, die einem schnell entgehen. Ein wesentlicher Aspekt meiner Arbeit.
In „Ocean of Clouds" kombinierst Du schwarz-weiß Fotografie mit farbigen Aufnahmen. Wolltest Du dies von Anfang an?
Wir sind jetzt in der Digitalen Darstellung angekommen. Niemand muss sich ernsthaft mehr damit beschäftigen, ob eine Kamera mit SW Film oder Farbmaterial geladen wird. All das kann ich in der Regel nachher entscheiden. Und es gibt diese satten Grüntöne nach Regengüssen, die ich niemandem verheimlichen möchte. Außerdem erkennt man schnell, dass meine Farbe eigentlich fast immer monochrom eingesetzt wird. Momentan habe ich keine bunte Phase in meiner Kunst. Vielleicht ändert sich das noch mit einem anderen Sujet.
Worin liegt der Reiz der schwarz-weiß Fotografie?
In der Reduktion auf die reine Schattierung. Darin liegt eine ungeheure Kraft.
Auch wenn der Schwerpunkt deines Bildbands um Berge im Wolkenspiel handelt, erwecken die Bilder Gedanken an Architektur? Kannst Du erklären wodurch die Bilder diese Wirkung haben?
Die Architektur bedient sich der Natur meine ich. Ökonomie, Statik, Nachhaltigkeit. Wir alle arbeiten mit der Balance in der Form und genauer betrachtet auch mit dem Weglassen, bis das übrig bleibt, was relevant ist.
Was bedeutet für Dich Licht?
Alles, selbstverständlich. In der Fotografie ist das Licht alles was nötig ist.
Du warst maßgeblich am beeindruckend Buch „light" über die Mayer'sche Hofanstalt beteiligt. Was hat Dich an diesem Projekt besonders gereizt?
Die Zusammenarbeit mit Petra und Michael Mayer. Ich würde sagen, dass ich ein maßgeblicher Initiator des Buches war und ich traf auf eine kunstinteressierte Mentorin, die offen war für die Umsetzung. Ich habe damals (seit 2014) an der Außendarstellung der Firma mit visuellen Mitteln gearbeitet, was dann 2017 im Fotobuch mündete.
Seit es das Buch gibt ist die Darstellung der Firma fast von selber entstanden. Es war der größte Erfolg, den man sich denken kann. Fast alle wichtigen Kunstmagazine haben berichtet, dazu kam VOGUE, MADAME, ICON. Es war wie ein Sturm, der die Mayer´sche Hofkunst in zwei Jahren auf die Landkarte der Kunstwelt in Deutschland erhob.
Was verbindet diese beiden Projekte „Ocean of Clouds" und „light"?
Die Liebe zum jeweiligen Sujet. Man kann sagen, dass das light-Projekt dazu geführt hat, dass ich am liebsten nur noch Bücher machen möchte. Das benötigt allerdings Zeit und Leidenschaft.
Welchen Stellenwert hat in der heutigen Zeit noch das Handwerk „Fotografie", denn schnell mal ein Foto schießen kann jeder heute mit seinem Handy?
Das Handwerk ist vielleicht durch Kameras, die wie Computer funktionieren, vereinfacht worden, was den Vorteil hat, dass man sich nun präziser den Inhalten widmen kann. Und da beginnt das große Missverständnis. Da ist eine große Zahl von Menschen die fotografieren und bereits damit zufrieden sind, dass sie ihre Vorbilder kopieren können, aber was fehlt ist die Hingabe "in Guten, wie in schlechten Tagen". Für mich ist die Fotografie wie eine gute Ehe, die dich formt, während du die Fotografie weiterentwickelst. Diesen Satz möchte ich einfach mal so stehen lassen.
Wieso, denkst Du, faszinieren Bildbände heute noch Leser, im digitalen Zeitalter?
Bildbände werden immer wichtiger, Kuratieren wird immer wichtiger. Wir haben zwar einen Tsunami an Bildern aber die bewusste Wahrnehmung bekommt dadurch einen höheren Stellenwert. Es ändert sich nichts; trotz Masse bleiben die guten Bilder weit unter 5% dessen, was man zu sehen bekommt. Da ist wieder Bedarf an leidenschaftlichen Enthusiasten, die diese Aufgabe des Kuratierens erfüllen können. Und das findet statt. Ein Blick auf die PHOTO Paris oder ARLES Recontres belegt das. Es gibt mehr Fotobände denn je, mit vielleicht kleineren exklusiven Auflagen, aber mit bester Qualität in Bild und Papier. Das berührt die Menschen. Dafür wird es immer einen Platz geben...
Hast Du ein neues Projekt in Planung?
Ohne Projekt kann ich gar nicht leben. Ich arbeite an monetären Aufträgen und plane bereits die nächsten zwei Bücher, die man mit viel Eigenleistung und Leidenschaft erarbeitet.
Wir danken für das Gespräch.