Innegrit Volkhardt beauftragte den belgischen Star-Interior Designer und Kunsthändler erneut mit der Gestaltung eines wichtigen Bereichs in ihrem Traditionshotel - dieses Mal war der Palais Keller fällig. Es ist bereits das sechste gemeinsame Projekt innerhalb der letzten 12 Jahre und trägt wieder maßgeblich zu einer atemberaubend schönen Modernisierung des Hauses bei...
Nach den Restaurants Garden und Atelier, der Cinema Lounge und der Palaishalle sowie dem kompletten „Süd- und Nordflügel" und der luxuriösen Penthouse Garden Suite ist dies das sechste Bauprojekt, welches vom international renommierten Inneneinrichter, Kunstsammler und Antiquitätenhändler Axel Vervoordt aus Belgien für den Bayerischen Hof realisiert wurde.
Dem Palais Keller wurde mit Axel Vervoordts Feingefühl für historische Bausubstanzen sowie seinem Gespür für Formen, Farben und Materialien der mittelalterlichen Gewölbegestaltung eine neue Energie verliehen. Bayerische Küche (modern interpretiert) wird nun an einem Ort der Ruhe und Schlichtheit serviert, an dem sogar die Bekleidung des Service auf die Gestaltung abgestimmt wurde.
Die Wahl des Innendesigners Axel Vervoordt
Innegrit Volkhardts Entscheidung stand auch bei diesem Bauvorhaben von Anfang an fest: Nach den sehr erfolgreichen Kooperationen mit Vervoordt in den letzten zwölf Jahren, erforderte es keinen Architektenwettbewerb und keiner weiteren Recherche. Sein Feingefühl für historische Bausubstanzen und seine professionelle Art und Weise Projekte anzugehen und durchzuführen, waren nur einige der Gründe, welche zur erneuten Zusammenarbeit führten.
Axel Vervoordt ist vornehmlich als leidenschaftlicher Kunst- und Antiquitätenhändler bekannt, der einen unvergleichlichen Ansatz für das Leben mit Kunst entwickelt hat. Zu seinen Architekturprojekten zählen eigentlich nur private Wohnhäuser, aber für Volkhardt machte er - der Realisierung der Tribeca Penthouse Suite in Robert De Niros Greenwich Hotel in Manhattan, New York gleich - gerne eine Ausnahme. Zu erwähnen seien zudem auch seine Aktivitäten im Kunsthandel. Neben diversen Beteiligungen an internationalen Kunstmessen, kuratierte er mehrfach Ausstellungen im venezianischen Palazzo Fortuny, die weltweit Anerkennung fanden.
Doch was macht den diskreten, jedoch unverwechselbaren Stil eines Axel Vervoordt so begehrt? Einer der Schlüsselbegriffe lautet: Authentizität. „I love everything that is very real", vertraute Vervoordt der internationalen Ausgabe des Magazins AD Architectural Digest vor einigen Jahren an. Die Magie und das sichere Gespür kommen aus Überzeugung. Er selbst ist, mit seinem von ihm kreierten Umfeld, das beste Aushängeschild für seine Auffassung von Stil: Sowohl auf seinem Schloss Gravenwezel, einem Renaissance-Ansitz, als auch in seinen Werkstätten, dem Kanaal in Antwerpen, untergebracht in Industriebauten aus dem 19. Jahrhundert mit angrenzenden Silos, zeigen Einrichtung und Charakter der Räume die Intensität, Raffinesse und Gemütlichkeit, die seine Interieurs unverkennbar machen. Persönlichkeiten wie Kanye West, Rudolf Nurejew, Calvin Klein, Sting sowie der bereits erwähnte Robert De Niro schätzen seine gemütlichen, eher leisen und vor allem inspirierenden Inszenierungen. Axel Vervoordt beschreibt das aktuelle Palais Keller-Projekt selbst wie folgt: „Ich habe die universelle Kraft des außergewöhnlichen Gewölbekellers aus dem 15. Jahrhundert geliebt. Bei der Restaurierung haben wir versucht, das Wesentliche der faszinierenden bestehenden Architektur zu enthüllen. Wir wollten, dass es ein warmer und reiner Ort wird, an dem es schön ist, Freunde und Familie in einer gemütlichen Atmosphäre zutreffen."
Nachhaltigkeit und Wabi-Sabi
Auch das Thema Nachhaltigkeit findet sich im Design wieder: Materialien wie Stein und regeneriertes Holz wurden sorgfältig ausgewählt und mit Bedacht in jedem Bereich des Palais Kellers eingesetzt. Mit einer Gesamtkapazität von 196 Sitzplätzen in mehrere Bereiche unterteilt und einer Gesamtfläche von 682 Quadratmeter strahlen die Räume eine unglaubliche Ruhe und Behaglichkeit aus und laden zu einem längeren Verweilen ein. Das Design beinhaltet teilweise die philosophischen Überzeugungen von Wabi-Sabi: Schönheit findet sich in Unvollkommenheit und Authentizität in natürlichen Materialien, die reich an Geist sind.
Palais Keller und Palais Schwemme
Die massiven, historischen Gewölbe wurden mit ihrem alten Mauerwerk in den ursprünglichen Zustand, Türen und Durchgänge in ideale Proportionen zurückversetzt. Im Eingangsbereich wurde eine aus dem 18. Jahrhundert stammende antike Holzdecke aus Italien angebracht. Beim Mobiliar wurden viele Bestandsmöbel wie Tische, Stühle und Servicestationen genutzt und aufwendig restauriert. Die Türen, teilweise Antiktüren, sind alle aus Altholz gefertigt. Das Antike Industriefenster mit Patina in der Hofbäckerei wurde vor Ort an das Gewölbe angepasst und eingebaut. Bei der Wandbehandlung und den Malerarbeiten im Gastbereich wurde ein Kalkanstrich vorgenommen. Der Altbelag des Bodens, antiker Luserna Naturstein mit Patina, wurde mit Naturstein ergänzt. In der offenen Küche und Bar setzte man auch Akzente: die Oberflächen und Ablufthaube hat eine schwarze Pulverbeschichtung, die Arbeitsflächen sind aus dem Naturstein „Nero Assoluto" und die Frontverkleidung der Küchenausgabe und des Bartresens besteht aus Altholz von Vervoordts Werkstadt aus Belgien.
Der Palais Keller mit seinem Hauptrestaurant bietet Platz für 51 Personen sowie 27 weitere Plätze am Barbereich, der Palais Schwemme. Die unterschiedliche Töpferware, gestaltet vom japanischen Keramikkünstler Kosi Hidama, sind Einzelstücke und wurden in Vervoordts Werkstatt in Gravenwezel gefertigt.
Refektorium
Auch im Refektorium wurde das massive Gewölbe mit dem alten Mauerwerk in den ursprünglichen Zustand zurückversetzt und bietet Platz für bis zu 52 Personen. Zwei antike Industriefenster mit Patina neben der massiven Holztür, welche als Zugang dient, wurden eingebaut. Der Raum besticht durch eine lange Eichenholztafel und einem Kunstwerk des mexikanischen Künstlers Bosco Sodi, welcher durch seine reich strukturierten und großformatigen Gemälde bekannt ist.
Tiroler Stube
Die Tiroler Stube ist eine original Wirtsstube aus dem österreichischen Patznauntal aus dem Jahre 1823 und bietet mit 18 Sitzplätzen ein uriges und unverfälschtes bayerisches Ambiente. Die Stube blieb aufgrund der Einzigartigkeit unangetastet.
Palaisstube
Im Vorraum der Palais Stube wurden bei der Wand-und Deckenverkleidung antike Holzpaneele montiert und um ein Kunstwerk von Tsuyoshi Maekawa ergänzt, welches mit der Farbgestaltung bereits auf die Palais Stube hinweist. Seine Gemälde sind nicht als direkte Darstellungen von etwas zu interpretieren. Sie haben keinen anderen Bezug als den Akt ihrer Schöpfung. Die von Maekawa geschaffenen abstrakten Bilder können mit der Schönheit der wahren Natur in Verbindung gebracht werden. In der Palais Stube wurden die bestehenden Holz- und Deckenvertäfelungen restauriert, ein neuer Anstrich der Wände mit grüner Farbe mit Tempera-Technik versehen und um weitere Holzvertäfelungen und Sitzbänke ergänzt. Der Raum wurde etwas verkleinert, um die Proportionen zu verbessern und bietet mit seinen wertvollen, geschnitzten Wänden und Decken bis zu 48 Sitzplätze. Kunst von Ida Barbarigo, Sadaharu Horio, Tsuyoshi Maekawa und Yuko Nasaka verleihen der Palaisstube eine besondere Atmosphäre.
Der Palais Keller und seine Räumlichkeiten sind nach der langjährigen Tradition der Gastlichkeit im Hotel Bayerischer Hof jeden Wochentag geöffnet, mittags wie abends, es werden aus einer offene Küche und der Hofbäckerei im historischen Kellergewölbe bayerische Spezialitäten, modern interpretiert, serviert. Küchenchef Tobias Heinze: „Im Restaurant verbinden wir die moderne mit der bayerischen Küche. Die Produkte erhalten wir bevorzugt aus dem Umland, welche wir zeitgemäß verarbeiten um den typischen ausdrucksvollen Geschmack des bayerischen Landes zu präsentieren." Durch saisonale Produkte erhält die Karte zusätzlich eine aktuelle und frische Abrundung. Gerichte wie Rahmfleckerl mit rohem Schinken, roter Zwiebelmarmelade, Lauch, Bergkäse und Gartenkresse; Meerrettichschaumsuppe mit gesottenem Tafelspitz, Apfel, Kartoffelpüree und Schnittlauch oder Mini-Apfelstrudel mit Vanillesoße, Rosinengel und Mandelcreme verbinden die traditionellen Gerichte mit der heutigen Küche.
Örtliche Realisation des Umbauprojekts
Mit der Projektleitung und örtlichen Planung wurde der Münchner Innenarchitekt Gregor Baur beauftragt, der bereits bei vielen Umbauprojekten des Hotels Bayerischer Hof wie dem Blue Spa, den Restaurants Atelier und Garden, der Cinema Lounge sowie der Umsetzung der neuen Zimmer und Flure, der Realisierung des Dachgartens im sechsten Stockwerk, der Neugestaltung der Palaishalle sowie den Umbau des Bauteils Süd- und Nordflügel im Jahre 2018 tätig war.
Gemeinsam mit Vervoordt und Volkhardt hat Gregor Baur das Konzept des neuen Restaurants und die architektonischen Hüllen für die neue Innengestaltung umgesetzt. Baur setzte dabei das Konzept so um, dass es sich ideal in den vorhandenen Strukturen realisieren ließ. Wie bereits in der Vergangenheit, musste hierbei die Herausforderung bewältigt werden, dass die baurechtlichen und sicherheitsrelevanten Bestimmungen erfüllt und sich harmonisch in die Gestaltung einfügen. Ein besonderes Augenmerk wurde unter anderem auf die Materialien gelegt. „Es wurden hauptsächlich Materialien verwendet, die einen örtlichen Bezug haben. Wo aus baulichen Gründen keine antiken Materialien verwendet werden konnten, wurden besondere Verarbeitungsmethoden angesetzt", betont Gregor Baur. Alles sollte wirken, als wäre es schon seit Jahrzehnten Bestandteil des Hotels. Besonders interessant ist dabei die Wechselwirkung zwischen Zeit und den edlen Materialien, die das Konzept von Vervoordt unterstreichen. „Es wurden Materialien wie auch Verarbeitungen bevorzugt, die altern können", erzählt Gregor Baur, der auch die immanente Wirkung dieses Vorgehens schätzt: „Damit schafft Vervoordt keinen abgeschlossenen, sondern einen kontinuierlichen Prozess, der die Nutzung der Räume in seine natürliche Entwicklung einbezieht und bei den Gästen das Bewusstsein für das Eingreifen der Zeit weckt." Alle Oberflächen weisen eine einzigartige Verarbeitung auf und zeigen dadurch ihre eigene Geschichte.
Bekleidung des Service
Auch bei der Bekleidung des Service war es wichtig die Tradition und das Bewährte und somit auch die Tracht fortzuführen. Der Service trägt keine Uniform sondern Tracht von der Designerin CLARA DOROTHEA. In Anlehnung an die lange Tradition des Hauses Bayerischer Hof sowie an die Geschichte des Palais Kellers sind die Trachten von klassischen Trachtenschnitten inspiriert und durch schlichte Linienführung sowie ein ruhiges, gedecktes Farbkonzept modern umgesetzt. Das gedeckte Farbkonzept sowie die gewaschenen, groben Leinenqualitäten wurden mit dem Büro von Axel Vervoordt abgestimmt und fügen sich in das Gesamtbild des neuen Palais Kellers ein. Ergänzt werden die Dirndl für die Damen sowie die Westen und Janker für die Herren in Oliv- und gedeckten Grautönen durch die klaren weißen Blusen und Hemden, die einen frischen Kontrast bilden. Für die Damen wurden hochgeschlossene Dirndlmieder entworfen, die mit schlichten Leinenröcken und Leinenschürzen getragen werden. Die Dirndl sind von traditioneller Münchner Kellnertracht inspiriert, die ganz auf ihren Grundschnitt reduziert und so modern und schlicht wirken. Anstelle eines Kellnerportemonnaies tragen die Damen eine kleine Tasche aus sämisch gegerbtem Hirschleder in der Taille. Inspiration hierfür sammelte CLARA DOROTHEA bei Aufnahmen und Zeichnungen von Kellnerinnen in Münchner Biergärten des 19. Jahrhunderts. Die Herren tragen schlichte Trachtenhemden aus Baumwolle, die durch ihre klassische Herrenknopfleiste modern und schlicht wirken und zu olivfarbenen Westen getragen werden. Für die Oberkellner wurden dazu ein schmal geschnittener Janker aus demselben groben Leinen entworfen, in dem sich die Linien eines modernen Sakkos mit Elementen eines klassischen Jankers verbinden. Gefertigt wurden die Trachten komplett in Bayern und Baden-Württemberg, die Gürteltaschen in Italien. Leinen und Baumwolle für alle Modelle stammt aus Europa.
Das Investitionsvolumen
Das Hotel wird seit 1897 von Familie Volkhardt in vierter Generation geführt und feierte in 2017 auch 120 Jahre Inhaberschaft des Hotels. Seit der Übernahme durch Innegrit Volkhardt im Jahr 1992 bis heute wurden über 175 Millionen Euro in diverse Architekturprojekte und Renovierungen investiert, um die Atmosphäre des Hotels, wie man sie heute kennt, zu erlangen.
Historie - Die Krönung Maximilian III.
Die Vorgeschichte des Palais Kellers im Palais Montgelas. Schon im Münchner Saalbuch von 1443 wurde der Palais Keller als städtischer Salzstadel – gebaut1406 – an der Ecke des Promenadeplatzes Nr. 2 genannt und immer wieder in den Urkunden und Grundbüchern gefunden. Zwischen 1753 und 1770 wird er als Häringsstadel genannt.1778 erfolgte der Abbruch der beiden Hauptsalzstadel, während der Häringsstadel erhalten blieb und später Eigentum des kurfürstlich geheimen Rates Karl Felix Bertrand, Reichsgraf von Perusa, wurde. 1803 erwarb dann den ganzen Komplex Promenadeplatz Nr. 2 der Minister von Montgelas und verkaufte ihn seinerseits 1817, nach dem Umbau, an den bayerischen Staat. Bei der Errichtung des Palais Montgelas in den Jahren 1806 bis 1813 durch den portugiesischen Baumeister Emanuel Josef von Herigoyen, baute man auf die Kellergewölbe des früheren Salzstadels, der sich mit seinen starken Mauern als nicht abbrechbar erwies. So blieb dieser Keller bis zum heutigen Tage erhalten. Viele historische Momente haben die Mauern des Palais Montgelas in den letzten zweihundert Jahren erlebt. Hier wurde Maximilian III. gekrönt, die Säkularisierung bekräftigt, die Räterepublik gelenkt und vor den Mauern Kurt Eisner ermordet. 1969 bekam der Komplex eine neue Aufgabe und damit eine aufwendige Restaurierung. Falk Volkhardt kaufte nach langen Verhandlungen das baufällige Palais Montgelas vom Freistaat Bayern und das Hotel Bayerischer Hof erweiterte seine Räumlichkeiten. Das Palais Montgelas wurde perfekt in die bestehende Gebäudestruktur eingebunden und fast drei Jahre lang von Siegward Graf Pilati prachtvoll renoviert und gestaltet. Wenige Tage bevor das olympische Feuer im Olympiastadion in München im August 1972 entflammt, begrüßt Volkhardt die ersten Gäste im Palais Montgelas und eröffnet auch den Palais Keller als bayerisches Restaurant im Hotel Bayerischer Hof, ein stadtbekannter Hort kulinarisch bayerischer Traditionen. Im Jahr 2019, 47 Jahre nach seiner Eröffnung, erlebt der Palais Keller seine Erneuerung.
Alle Fotos von © Daniel Schvarcz