Architektur im Zeitalter von 3-D-Druck und künstlicher Intelligenz, urbane Alternativen und Rückbesinnung auf die Natur – zum Jahresende blicken wir in die Zukunft. Buchtipps für Architekten und Visionäre.
Städte sind heute weltweit explodierenden Immobilienpreisen, den Folgen des Klimawandels und einem scheinbar unaufhörlichen Wachstum unterworfen. Make City versammelt unterschiedliche Perspektiven auf den urbanen Wandel. Die Positionen machen deutlich, welche Strategien und Bündnisse notwendig sind, um neue Gesellschaftsverträge auf allen Ebenen zu schmieden. Die Kreislaufwirtschaft beginnt in der Stadt: Die Produktion vor Ort – seien es Nahrungsmittel, Rohstoffe oder Räume – ist der zentrale Ansatz, um die veralteten Handlungsmuster eines linear ausgerichteten Wirtschaftssystems zu durchbrechen. Make City zeigt, wie man Stadt anders machen kann, basierend auf den Grundgedanken der Wiederverwendung, der Verdichtung und Optimierung bestehender Strukturen. Heute geht es nicht mehr um kleine Schritte und Utopien, sondern um Machbarkeit – um konkrete Projekte und Vorschläge für eine andere Stadt.
Wie kann man Städte in Zukunft naturnaher planen? Welche Synergien gibt es? Hortitecture macht sich auf die Suche nach dem gestalterischen und konstruktiven Potenzial von Pflanzen und verknüpft dieses mit Fragen der Ökosystemleistung und der städtischen Lebensmittelproduktion. Das Buch dokumentiert Projekte, Ideen und Erfahrungen von 33 internationalen Experten, die sich im Rahmen von Symposien an der TU Braunschweig ausgetauscht haben – darunter Stefano Boeri mit seinem Bosco Verticale in Mailand, Ferdinand Ludwig mit seinen lebenden Baumkonstruktionen, Tomás Saraceno mit seinen Biospheren und Projekten von Fuensanta Nieto oder Jakob van Rijs. Mit ihren kritischen Reflexionen schärfen sie das Bewusstsein und die Kompetenzen für eine naturbasierte, urbane Architektur.
Biophilie ist die Theorie, dass der Mensch über Jahrtausende hinweg eine biologisch begründete Verbundenheit zur Natur ausgebildet hat. Biophilic Design liegt die These zugrunde, dass wir einen Zustand des Wohlbefindens erreichen können, wenn wir Innenräume nach naturnahen Richtlinien gestalten. In Nature by Design untersucht Stephen R. Kellert die Grundprinzipien und Möglichkeiten, um Biophilic Design erfolgreich anzuwenden – anhand von Beispielen aus Büro- und Verwaltungsbauten, Schulen und Krankenhäusern. Die größte Wirkung erzielen biophile Gestaltungsansätze dort, wo wir uns am weitesten von der Natur entfernt haben: im urbanen Raum.
Der Einsatz von Robotern in der Architektur ist inzwischen Alltag: vom Gebrauch des Computers als Entwurfs- und Planungsinstrument bis hin zu aufwändig programmierten Maschinen. So entstehen zum Beispiel mit Hilfe von 3D-Druck komplexe Formen, und autonom agierende Schwarmroboter können im Zusammenspiel immer größere Strukturen errichten. Und das Potenzial der Künstlichen Intelligenz in Architektur, Baukonstruktion und Bautechnik ist noch lange nicht ausgeschöpft. Robotic Building geht der Frage nach, wie sich der Einsatz von Robotern auf die so entstehenden Bauten auswirkt, und wie er das Denken und Planen beeinflusst. Werden Architekten bald zu Programmierern von Algorithmen?
Aber auch die mithilfe von Software und künstlicher Intelligenz entstandene Architektur beeinflusst andere Disziplinen auf unerwartete Weise. Mit Roboter-Technologie werden allgemein automatisierte Produktionsinien wie in der Autoindustrie in Zusammenhang gebracht. Doch in der Architektur reicht das Spektrum von „harter" Technologie bis hin zu philosophischen und künstlerischen Untersuchungen. Towards a Robotic Architecture gibt einen Überblick über die Entwicklungen der letzten Dekade und bringt Forscher, Designer und Industrie zusammen, um die Möglichkeiten auszuloten.
Oder schaffen wir uns durch unseren Automatisierungswahn am Ende etwa selbst ab? Wir sind nicht länger die einzige Spezies unserer Welt, die schlussfolgert, lernt und vorhersagt. Werden smarte Maschinen lernen, sich wie Menschen zu verhalten? Auf diese Fragen gibt der Innovationspsychologe Christoph Burkhardt Antworten in Sei kein Roboter - 7 Überlebensstrategien im Zeitalter der künstlichen Intelligenz. Die wirkliche Herausforderung läge bei den Menschen, die sich zu sehr wie Maschinen verhalten, sagt der Autor. Nur wer sich nicht wie ein Roboter verhalte, werde auch nicht durch einen ersetzt.