Der Architekt Florian Bengert hat die neue der Coronakrise geschuldete Arbeitslandschaft als ein kollektives Gebilde, eine Superstructure "No-Stop Homeoffice" kartiert - bestehend aus knapp 800 Einsendungen. Mit einem ersten Einblick hat die Architekturgalerie München ihre Ausstellungsräume wieder geöffnet.
Innerhalb der letzten Wochen wurde die Welt, das Zusammenleben und Arbeiten komplett auf den Kopf gestellt. Um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen und unsere Mitmenschen zu schützen, sind wir – sofern möglich – ins Homeoffice umgezogen. Sofas und Küchentische wurden temporäre Arbeitsplätze, Wohn- und Schlafzimmer der Hintergrund für Viedeokonferenzen, private Innenräume erwachen zum neuen Schauplatz für öffentliche Aktivitäten. So sehen sich Städte und deren Bewohner mit einer plötzlichen Umkehrung des öffentlichen und privaten Raums konfrontiert.
Für den Architekten Florian Bengert, war dieser Umstand Anlass, diese neue Arbeitslandschaft als ein kollektives Gebilde, einer Superstructure "No-Stop Homeoffice" zu zu kartieren. Mit einem ersten Einblick in den Work-in-Progress-Stand der Zeichnung, bestehend aus knapp 800 Einsendungen aus aller Welt, öffnet die Architekturgalerie München am 13. Mai wieder ihre Ausstellungsräume. Gleichzeitig wird die Superstructure Home Office auf Münchner Werbeflächen plakatiert und bringt so den Arbeitsplatz wieder in die Öffentlichkeit zurück.
In einem Open Call über Instagram ruft Florian Bengert Kollegen auf, ihre aktuellen Arbeitsplätze und deren umgebenden Charakteristiken im Grundriss zu erfassen und ihm zuzusenden. In Anlehnung an die „No-Stop City" von Archizoom entwickelt Bengert daraus das „No-Stop-Home-Office", das an sich nicht zwangsläufig ein schöner Ort ist. Viel mehr kennzeichnet es sich durch die Ambivalenz von positiven Momenten und tragischen Schicksalen, die es zu thematisieren, zu verstehen und zu deuten gilt. Die collagierte Zeichnung wirft viele Fragen auf und regt zum Diskurs über die aktuelle Lage an. Bengert untersucht mit der großformatigen Collage, was Architektur in Krisenzeiten auch ohne bauliche Maßnahmen leisten kann. Die einfachen Linienzeichnungen zeigen in radikaler Reduktion die soziale, ökonomische und politische Realität. Die kartierten Gegebenheiten des Innenraums spiegeln die vielschichtigen externen Kräfte wider. Was alles ist der Homeoffice-Landschaft eingeschrieben? Was kann in diesem komplexen sozioräumlichen Konstrukt gefunden werden?
Architekturgalerie München, Türkenstraße 30, Eingang über Buchhandlung L.Werner
Ausstellung bis zum 23. Mai. Mo-Fr 10.30-18.00 Uhr / Sa 10.30-16.00 Uhr