Ein Vortrag von Wilfried Kuehn | Kuehn Malvezzi Berlin | am 10. Juni 2021 um 18:30 Uhr auf www.ovmf.de (ohne Anmeldung)
Im Gegensatz zur Landschaft sind Gärten Räume, die Dichte ausdrücken: begrenzter Raum, architektonischer Rahmen, künstliche Anlage und technischer Betrieb. Gärten gehören zur Stadt, besonders kleine Gärten. Wie können diese aber auch öffentlich sein und Orte der Allgemeinheit werden?
Dieser Herausforderung stellten sich Kuehn Malvezzi Architekten zusammen mit atelier le balto in ihrem kürzlich realisierten Entwurf für ein Geschäftshaus mit Dachgewächshaus und vertikalem Garten am Oberhausener Altmarkt.
Das in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut / Umsicht geplante gebäudeintegrierte Dachgewächshaus ist Ausdruck von Infarming, bei dem durch innerstädtischen Anbau eine nachhaltige Pflanzenproduktion ohne Transportwege zum Verbraucher ermöglicht wird. Zugleich senkt es den Energieverbrauch, die Kohlenstoffemissionen und den Ressourcenverbrauch durch die Nutzung der Stoffkreisläufe des Bürogebäudes für den Pflanzenanbau. Den im Wettbewerbs-Briefing nicht vorgesehenen vertikalen Garten entwickelten die Architekt*innen, um das Gewächshaus in Form einer Promenade mit dem Marktplatz zu verbinden und so zu einem öffentlichen Ort zu machen.
Wilfried Kuehn ist Partner des Architekturbüros Kuehn Malvezzi in Berlin und Professor für Raumgestaltung und Entwerfen an der Technischen Universität Wien.
Öffentliche Räume und Gebäude sind Schwerpunkte der Arbeit von Kuehn Malvezzi. Zu den realisierten Projekten gehören die Erweiterung des Hamburger Bahnhofs – Museum für Gegenwart in Berlin (2004), die Julia Stoschek Collection in Düsseldorf (2006), die Erweiterung des Museums Belvedere in Wien (2009), die Erweiterung der Modernen Galerie Saarlandmuseum (2017) und das Insectarium Montreal (2021). Das Büro gewann 2012 den internationalen Wettbewerb für das interreligiöse House of One auf den historischen Fundamenten der frühesten Kirchen Berlins am Petriplatz, das im Bau ist. Der kontroverse Wettbewerbsbeitrag zum Berliner Humboldt-Forum wurde 2009 mit dem Deutschen Kritikerpreis ausgezeichnet.
Kuehn Malvezzi stellte auf der 10., 13. und 14. Architekturbiennale in Venedig, der Manifesta 7 in Trient, der 1. und 2. Architekturbiennale Chicago sowie der Lissabon Triennale 2019 aus.