In unserer kleinen Fragerunde stellen wir den „Menschen hinter dem Planer" vor. Im Kurzinterview beantwortet heute Architekt Markus Wassmer von Knopp Wassmer Architekten unsere Fragen.
Meine größte Herausforderung bisher war... für mich ein Dachausbau eines in einem Baudenkmals in München-Neuhausen vor 15 Jahren. Unser Architekturbüro war damals noch recht klein. Es lag daher nahe, dass ich die Bauleitung selbst übernahm. Das erste Mal! Da ich schon in einer Wohnung im Haus wohnte, war ich jeden Tag auf der Baustelle und hatte mir dadurch das gesamte Rüstzeug für später angeeignet.
Um mir mehr freie Zeit zu schaffen, versuche ich... Unser Architekturbüro hatten wir immer schon so ausgelegt, dass wir langsam, aber kontinuierlich wachsen konnten. Mittlerweile beschäftigen wir konstant 12 Architektinnen und Architekten. Da es meiner Partnerin, Susanna Knopp, und mir gelingt, dank einer gut erarbeiteten Bürostruktur viel Verantwortung abzugeben, schaffen wir uns wertvolle Zeitfenster fürs Private.
Wenn ich Zeit habe auszugehen, gehe ich ins... Derzeit nutze ich viel Zeit, um sie in der Natur zu verbringen. Seit einigen Jahren bin ich ein leidenschaftlicher Mountainbike-Fahrer. Dadurch verbinde ich dieses Erlebnis mit ausgleichender, sportlicher Bewegung.
Wenn ich nicht Architekt geworden wäre, wäre ich jetzt... Mich haben schon immer Skulpturen fasziniert, vor allem begehbare. Das Raumerlebnis zwischen den Stahlplatten von Richard Serra ist ein Erlebnis, das den Menschen zu sich selbst führt. Auch die Gipsabdrücke von historischen Räumen der englischen Künstlerin Rachel Whiteread sind umwerfend. Ich denke, dass diese Art von Kunstschaffen tatsächlich ein anderer Weg für mich gewesen wäre.
Das wegweisendste Gebäude in der Geschichte der Architektur ist... Für mich gibt es viele wegweisende Gebäude und auch immer wieder neue. Das Farnsworth House aus dem Jahre 1951 von Mies van der Rohe finde ich genauso faszinierend wie z.B. ein zeitgenössisches, innerstädtisches Stadthaus in Genf der englischen Architekten Sergison & Bates.
Die größte Bauherrensünde ist... wenn das Bewusstsein fehlt, dass mit dem Bauen eine gesellschaftliche, (bau-)kulturelle Verantwortung getragen wird. Architekturschaffen ist mitunter auch eine geisteswissenschaftliche Disziplin, die eine große Bereitschaft zum Diskurs erfordert, sowohl auf der Seite des Architekten als auch auf derjenigen der Bauherrschaft.
Bei den Gebäuden in meiner Stadt könnte ich gut verzichten auf... Die Stadt benötigt wenig Gebäude, die sich in Szene setzen. Es geht, gerade in europäischen Städten, um die Fortführung einer historischen Permanenz im Städtebau und um das Weiterdenken von bewährten Typologien im Sinne des italienischen Architekten und brillanten Theoretikers Aldo Rossi. Vor diesem Hintergrund sind Bauten, die sich einseitig modischen Architekturtendenzen unterwerfen, fragwürdig.
Bauen würde ich in meiner Stadt am liebsten... Ich würde am liebsten einen größeren Stadtbaustein realisieren, der sowohl eine städtebauliche Relevanz als auch einen modellhaften Charakter zum Thema des Mehrgenerationenwohnens aufzeigt. Gerade letzteres wäre als eminenter Beitrag zum derzeit oft zu einseitig geführten Diskurs um Nachhaltigkeit zu sehen.