Metall-Reliefs in vielen Farben und Formen, die sich ohne teure Umformwerkzeuge herstellen lassen? Für sie hat das Fraunhofer-Institut IWU jetzt ein neues Verfahren – die inkrementelle Blechumformung – entwickelt. So entstehen Witterungsschutz und Dekoration in einem...
Menschen blickt man zuerst ins Gesicht. Bei Gebäuden schaut man zuerst auf die Fassade. Um sie attraktiver und abwechslungsreicher gestalten zu können, hat das Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik in Chemnitz jetzt in Kooperation mit dem Fassadenbauer Wirth & Co. GmbH und dem Beschichtungsspezialisten WOBEK-Design GmbH ein neues Verfahren entwickelt.
Erst beschichten, dann formen
Bei inkrementeller Blechumformung drückt ein Dorn mit 12 Millimeter Durchmesser auf Basis eines 3D-Modells die gewünschte Form ins Blech. Zuvor wird auf sie eine farbige Beschichtung aufgetragen. Schicht Nr. 1 ist umformstabiler, weißer Pulverlack, Schicht 2 farbiger Tintenstrahldruck, Schicht 3 UV-beständiger Klarlack. In Summe verstärkt die farbige Beschichtung die dreidimensionale Wirkung der Form und gibt zuverlässigen Witterungsschutz.
Größte Anlage in Deutschland
Für die Entwicklung des Verfahrens diente das neue Umformportal des Chemnitzer Forschungsinstituts. Es ist derzeit die größte Anlage in Deutschland und kann Stahl- und Aluminiumbleche mit einer Maximalgröße von vier mal zwei Metern und einer "Ausbauchung" bis 75 Zentimetern in fast jede Form bringen. Ein weiteres IWU-Team sah den Andruck von Anbindungselementen aus preiswertem Kunststoffgranulat vor, um Fassadenelemente auch auf gekrümmten Elementen befestigen zu können.
Anspruchsvoll und kostenbewusst
Einige Anfragen liegen dem Fraunhofer IWU bereits vor. Denn diese dreidimensionalen, farbigen Fassadenelemente erweitern die Gestaltungsmöglichkeiten für Architekten und Bauherren, die genauso anspruchsvoll wie kostenbewusst sind. Am Beispiel eines rund zwei Meter langen, etwa einen Meter hohen und knapp 20 Zentimeter tiefen Fisches errechnete das Projektteam: Bis zu einer Stückzahl von 185 ist die inkrementelle Umformung wirtschaftlicher als das deutliche schnellere Tiefziehen.
Alle Fotos: Fraunhofer IWU