Zeitgenössische Architektur in Bayern

PaketPost: Protest gegen Hochhäuser

Der Münchner Stadtrat hat die Planungen für das PaketPost-Areal gebilligt. Eine Bürgerinitiative will dort allerdings die Errichtung von zwei "Hochhausgiganten" stoppen. Schon jetzt wird die historische Halle als "Pineapple Park" für Flohmärkte, Sport, Ausstellungen und Events zwischengenutzt.

Für Stadtbaurätin Professorin Dr. Elisabeth Merk stellt die Planung rund um die historische Paketposthalle laut Pressemitteilung "einen Mehrwert für die gesamte Region dar", weil dort ein "innovatives, gemischt genutztes Quartier mit hochwertigen, öffentlichen und privaten Grün- und Freiflächen" entsteht. Und Oberbürgermeister Dieter Reiter ist der Meinung: "Mit diesem für München einmaligen Projekt bietet sich die Chance, die ehemalige Paketposthalle der Öffentlichkeit für verschiedenste Freizeitangebote und kulturelle Nutzungen zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig werden im direkten Umfeld der Halle auch 1.200 neue Wohnungen entstehen – unter anderem in den zwei spektakulären Türmen." Diese Zustimmung teilte die Vollversammlung des Stadtrats. Sie billigte am 5. Februar den Bebauungsplan mit Grünordnung für ein 8,7 Hektar große Areal an der Friedenheimer Brücke und bereitete damit den Weg für den nächsten Verfahrensschritt – die öffentliche Auslegung.

Unterschriften gegen einen Dammbruch

Es gibt aber auch entschiedene Gegner für die Bebauung des Grundstücks, das der Büschl Unternehmensgruppe gehört und für das Herzog & de Meuron die Entwicklung eines Masterplans übernommen hat. Eine Bürgerinitiative fordert "den Stopp des Baus der 155 Meter hohen Hochhausgiganten". Ihre Begründung: "Der Stadtrat berücksichtigt dabei weder das gewachsene Stadtbild noch das Kulturerbe Schloss Nymphenburg. Mit klotzigen und teuren Hochhäusern kann weder die Wohnungsnot bekämpft, stadtklimatisch sensibel geplant, nachhaltig ökologisch gebaut noch familienfreundliches Wohnen ermöglicht werden." Um einen "Dammbruch" zu verhindern, sammelt sie Unterschriften. 33.000 braucht sie, "um einen neuen Bürgerentscheid zu erzwingen", über 75 Prozent hat #HochhausStopp schon zusammen.

Zwischennutzung als "Social Playground"

Während Stadt, Büschl Unternehmensgruppe sowie Herzog & de Meuron nun weiter planen und die kritische Bürgerinitiative versucht, ihr Veto einzulegen, hat ein dritter Akteur kurzfristig die Zwischennutzung der Paketposthalle auf die Beine gestellt: Bis zum Beginn der Bauarbeiten will das "This Is Really Happening"-Trio Michi Kern, Lissie Kieser und Gregor Wöltje, das sich mit dem Lovelace, Utopia oder Fat Cat als Spezialist für ideenreiche Interims-Lösungen bewährt hat, die Paketposthalle unter dem Namen "Pineapple Park" als "Social Playground" nutzen. Populäre Ausstellungen in Kooperation mit Alegria sollen dort ab Frühjahr stattfinden, Basketball- und Fußballfelder genauso wie Paddletennis-, Pickleball-, und Beachvolleyball-Courts ab 1. Mai geöffnet sein. Bereits seit Ende Januar findet auf einer Teilfläche regelmäßig der „Midnightbazar" für Vintage-Möbel, Second Hand-Kleidung & More statt.

Halle als Herzstück des Quartiers

Langfristig soll die denkmalgeschützte Halle, die 124 Meter lang ist und unter 127 Betonbögen eine Spannweite von 148 Meter hat, laut Pressemitteilung der Stadt "das Herzstück des Quartiers" und "als überdachter Stadtplatz einen wichtigen Freiraum für die Anwohner*innen bilden. Zusätzlich kann die Halle einmal als Ort für Bewegung, Kultur und Soziales genutzt werden." Im Untergeschoss sind kulturelle und kreativwirtschaftliche Nutzungen geplant.

Der Masterplan von Herzog & de Meuron sieht außerdem vor:

  • zwei 155 Meter hohe Türme, die die Halle flankieren. Sie enthalten eine Nutzungsmischung aus Büros, Hotels und Wohnen. Die obersten Geschosse sollen öffentlich zugänglich sein.
  • ein weiteres Hochhaus mit 65 Metern und Blockbebauungen mit Raum für Wohnungen, Einzelhandel, Büros, Hotelnutzung sowie soziale Einrichtungen.
  • öffentliche und private Grün- und Freiflächen am Boden sowie auf den Dächern, die der Erholung der Bewohnerschaft und der Beschäftigten dienen.

Unternehmer Ralf Büschel blickt zuversichtlich nach vorn: „Wir freuen uns, dass der Münchner Stadtrat mit großer Mehrheit fraktionsübergreifend die Pläne für das PaketPost-Areal unterstützt. Mit ihm entsteht ein neues Stück München – ein Quartier, das zeigt, wie wir die urbanen Herausforderungen unserer Zeit lösen können. Es ist ein wegweisendes Projekt, das Wohnen, Arbeiten und Leben in einer einzigartigen Balance vereint. Ein Vorzeigeprojekt für München."

 Alle Renderings: Herzog & de Meuron