Zeitgenössische Architektur in Bayern

Schulgebäude an der Nordheide wird das neue Eingangstor nach München

Der vom Baureferat ausgelobte nichtoffene Realisierungswettbewerb mit vorgeschaltetem EU-offenen Bewerbungsverfahren für den Neubau eines Schulgebäudes an der Nordheide ist entschieden. In dem Gebäude werden die städtische Berufsoberschule (BOS) Wirtschaft, die städtische Fachoberschule (FOS) Wirtschaft und die Fachakademie für Heilpädagogik (FAH) sowie eine Dreifachsporthalle mit Zuschauertribüne untergebracht. Im Juni 2010 hatte der Münchner Stadtrat den Startschuss für die Auslobung des Wettbewerbes gegeben.

Eine besondere Herausforderung des Wettbewerbes war, das umfangreiche Raumprogramm unter Einhaltung der planungsrechtlichen Vorgaben auf einer überbaubaren Grundstücksfläche von nur 53 mal 103 Meter optimal unterzubringen. Das etwa 20.000 Quadratmeter große Grundstück liegt östlich der Schleißheimer Straße nahe der Dülferstraße. Das künftige Schulgebäude wird den städtebaulichen Abschluss der südlich und südöstlich anschließenden Bebauung an der Nordheide bilden.

Der Neubau steht im Zusammenhang mit einer umfangreichen Umstrukturierung der bestehenden und neu zu gründenden städtischen und staatlichen beruflichen Schulen in München. Dadurch können an anderer Stelle Mietflächen aufgegeben und Kapazitätsengpässe beseitigt werden. Außerhalb der Schulzeiten soll die Aula der neuen Schule auch für die Öffentlichkeit als Versammlungsstätte nutzbar sein. Neben der reinen Schulnutzung ist darüber hinaus beabsichtigt, die Dreifachsporthalle auch für den Breitensport auszulegen.

Die Schule wird nach deren Fertigstellung von rund 1.100 Schülern und rund 100 Lehrkräften besucht werden. Die einzelnen Schularten mit ihren unterschiedlichen Schülerstrukturen stellen eigenständige Einheiten dar. Sie haben jeweils eine eigene Verwaltung und eigene Unterrichtsräume und sollen nach Möglichkeit auch organisatorisch eigenständige Einheiten bilden. Das Gebäude wird von den Nutzern abhängig von der jeweils aktuellen Bedarfslage der einzelnen Schulen flexibel genutzt werden, wobei nach Möglichkeit räumliche Einheiten pro Schule gebildet werden sollen. Daher sollten an den Nahtstellen zwischen den Schulen neben den gemeinsamen Nutzungen sowohl Verwaltungs- als auch Unterrichtsbereiche angesiedelt sein. Vor dem Hintergrund zukünftig sich ändernder Schülerzahlen und möglicher Änderungen der Schulorganisation sollte das konstruktive System ein Höchstmaß an räumlicher Flexibilität im Hinblick auf sich ändernde Nutzungs- und Raumanforderungen bieten.

Das Preisgericht unter dem Vorsitz von Professor Tobias Wulf hat fünf Wettbewerbsbeiträge mit Preisen ausgezeichnet:

Der 1. Preis wurde dabei einstimmig an das Büro Schulz & Schulz Architekten aus Leipzig vergeben. Die Jury hat folgende Empfehlung beschlossen:

"Es wird empfohlen, den Verfasser der mit dem 1. Preis ausgezeichneten Arbeit auf der Grundlage seines Wettbewerbsentwurfs und unter Berücksichtigung der in der Beschreibung genannten Anmerkungen mit der weiteren Bearbeitung entsprechend der Auslobung zu beauftragen."

Weitere Preise gingen an folgende Büros:

* 3. Preis: Köhler Architekten & beratende Ingenieure aus Gauting
* 3. Preis: Fritsch + Tschaidse Architekten aus München
* 4. Preis: Spreen Architekten aus München
* 5. Preis: Burger Rudacs Architekten aus München


Ein 2. Preis wurde nicht vergeben.

Ankäufe gingen an:

* Marte.Marte Architekten ZT aus Weiler (Österreich)
* Jan Søndergaard KHR Architekten aus Kopenhagen (Dänemark)
* Knoche Architekten BDA aus Leipzig


Aus der Jurybegründung

/"Die Arbeit besticht durch ihre städtebaulichen und architektonischen Qualitäten. Das Abrücken des Baukörpers vom Sandbienenweg mit einer konsequenten Nord-Süd Ausrichtung und der Ausgestaltung des Schulplatzes als Hauptzugang erzeugt einen wohltuenden Abstand zur Nachbarbebauung. Ebenso städtebaulich positiv und spannend ist die Höhenentwicklung des Baukörpers und die Eckausbildung entlang der Schleißheimer Straße als Eingangstor nach München zu bewerten. Der konsequent als Zweibund verschränkt ausgebildete Schulbaukörper trägt zur Identitätsbildung für die FOS und BOS bei. Mit der Haupterschließung wird ein Gelenk ausgebildet, das die beiden Baukörper großzügig verbindet und eine hohe Aufenthaltsqualität und Orientierung erwarten lässt. Der Durchblick vom Schulhof / Eingangsbereich durch das Gebäude in die Haide im Erdgeschoss erzeugt eine hohe Aufenthaltsqualität und konsequenterweise wird der Haideseite zugewandt der Speisesaal mit Freisitz vorgeschlagen. Die Anordnung der einzelnen Programmflächen über alle Geschosse sowie die funktionalen Beziehungen zueinander, zum Beispiel Schulleitung, Lehrerzimmer, Gruppenräume und integrierte Fachunterrichtsräume (IFUs) erzeugen sehr gute funktionale Qualität. Positiv wird auch die Situierung und Belichtung über Oberlichter der Sporthalle bewertet. Aufgrund der funktionalen Anbindung der Sporthalle an das Schulgebäude ist eine Trennung zwischen Schule und Vereinssport sichergestellt. Die Arbeit zeichnet sich durch eine eindeutige und in sich nachvollziehbare Struktur aus, die sich auch in der Fassade als sandgestrahlte Betonfertigteile im Erdgeschoss und Putzfassade in Obergeschossen widerspiegelt. Die Struktur der Baukörper lässt eine Baukonstruktion zu, die keine großen technischen Herausforderungen erwarten lässt. Somit ist die Arbeit auch unter Berücksichtigung der Investitionskosten als sehr wirtschaftliches Gebäude zu bezeichnen, das aufgrund seiner Kompaktheit auch niedrigere Betriebskosten erwarten lässt. Die sehr positiven Energiekennwerte und die Ausrichtung der Fassaden mit Tageslichtumlenkung lassen eine nachhaltige Nutzung erwarten."

Es ist geplant, dem Stadtrat das Wettbewerbsergebnis Ende Juni bekannt zu geben. Die weitere Terminplanung sieht einen Baubeginn Anfang 2013 vor. Zum Schuljahresbeginn 2015/2016 soll der Neubau fertiggestellt sein.

In einer Ausstellung werden die Arbeiten der Wettbewerbsteilnehmer werden in der Halle des Technischen Rathauses, Friedenstraße 40, vom 15. Juni bis einschließlich 1. Juli gezeigt. Öffnungszeiten sind von Montag bis Freitag von 8 bis 20 Uhr.

Der Eintritt ist frei.