„Wer erntet die Lorbeeren und wer macht die Arbeit?" war die zentrale Frage der gemeinsamen Veranstaltung von MUENCHENARCHITEKTUR.DE und der Südhausbau. Darüber diskutierten am Montag Abend am Beispiel der Münchner Prestigeprojekte wie der Allianz Arena, den Fünf Höfen und der BMW Welt Dieter Koppe, Manfred Rudolf und Heinrich Pfeffer vor - trotz der sommerlichen Hitze zahlreich erschienenem Publikum. Wie erleben die am Bau Beteiligten die Tatsache, dass sich die Medien bestenfalls für die Namen der Stararchitekten interessieren, und was lässt sich daran ändern?
Auch wenn der Bund Deutscher Architekten bei der Aufnahme seiner neuen Mitglieder mittlerweile neben der reinen Gestaltqualität eines Gebäudes auch die Produkt-, Prozess-, die ökonomische und die Lebensqualität berücksichtigt, sind Ausführungsplanung, Kostenkontrolle, Mediation, Moderation, Projektsteuerung und Prozessmanagement immer noch wichtige, aber von der Öffentlichkeit nicht recht gewürdigte Aufgaben, so Moderator und Ex-BDA-Präsident Heinrich Pfeffer in seiner Einführung.
Das bestätigte im Weiteren der Vortrag von Dieter Koppe: Als Geschäftsführer der HVB Immobilien AG war er Partner von Herzog & de Meuron und der Alpine Deutschland AG im Vergabeverfahren und Generalplaner der Allianz Arena, deren Entwurf er als gemeinsames Projekt der entscheidenden Planungsbeteiligten beschrieb - auch wenn es „außen" nicht so wahrgenommen wurde. Wichtig sei viel eher die Rolle des Bauherrn. Die war bei der Allianz Arena nahe am worst case scenario: Die beiden Fußballvereine waren sich nicht nur untereinander nicht grün, sondern nahmen ihre Verantwortung als Bauherr auch kaum wahr, weshalb der Generalübernehmer diese Rolle übernahm. Und zum Dank dafür die Tickets für das Eröffnungsspiel zum regulären Preis kaufen musste: Die Reaktion auf die Frage nach Freikartenwar „Was wollt ihr denn da? Das Ding ist doch fertig".
Da hatte Manfred Rudolf bei der BMW Welt in allen Belangen mehr Glück. Ursprünglich von Schmid Stumpf Frühauf Ingenieure nur mit der Ausführungsplanung für die Tiefgarage (die größte Europas) beauftragt, verantwortete er schließlich als Projektleiter die gesamte Ausführungsplanung und Ausschreibung - aus einem Jahr wurden vier Jahre, und auch wenn das Projekt ähnlich komplex zu steuern war wie die Allianz Arena: Der Kontakt zu Coop Himmelb(l)au war gut, und mit Helmut Panke nahm der CEO der BMW Group die Bauherrschaft persönlich wahr.
Im Verlauf der Diskussion kristallisierte sich allerdings heraus, dass die Steilvorlage des provokanten Untertitels keiner der Referenten so recht aufgreifen wollte. Zwar waren sich alle einig, dass es schade ist, in Veröffentlichungen selten erwähnt zu werden. Für die Beauftragung viel wichtiger seien die Pflege der Kontakte und Netzwerke, Referenzen und die Fähigkeit, den Entwurfsgedanken zu verstehen und in bestmöglicher Qualität umzusetzen - ohne jemals der Versuchung zu erliegen, ihn „verbessern" zu wollen. In der „zweiten Reihe" sah sich niemand: Zwar „braucht Architektur Helden", so Heinrich Pfeffer (Zitat Eicke Becker, Berlin), Manfred Rudolf sieht den Ausführungsplaner jedoch als Dienstleister, und Dieter Koppe hat sich ohnehin früh entschieden, zugunsten der Architektur im Hintergrund die Fäden zu ziehen. Bei Reden und Zeremonien schlägt die Stunde der Bauherren und der Vorstandsvorsitzenden.
Und überhaupt gibt es schon genug Beteiligte, die das fertige Gebäude dann als das ihre betrachten. Die Bänker, die die Finanzierung gemacht haben, die Rohbaufirma, die das Fundament gegossen hat...
Bei dieser Bescheidenheit scheint es fast so, als wären die Herren, die dafür sorgen, dass die fantastischen Entwürfe Realität werden, selbst Schuld an ihrer fehlenden Öffentlichkeitspräsenz.