Zeitgenössische Architektur in Bayern

Rückblick auf unsere Südtirolexkursion


 Gekonnte Schwünge im sonst ausschliesslich orthogonalen Baukörper - Die Villa D von PAUHOF

 
 So schön kann Fortbildung sein... Die Sonnenterrasse des vigilius mountain resort

 
 "Wenn mein Nachbar eine hat, will ich auch eine" - Nach diesem Prinzip funktioniert die Verbreitung des freiwilligen Systems sehr gut

 
 Barrikfass müsste man sein...

Mit strahlendem Sonnenschein und 20 Grad begrüsst uns Bozen an einem Donnerstag spät im Oktober. In der Altstadt ist Markt. An den Ständen quellen Blumen, Obst und Gemüse fast bis aufs Pflaster; Schinken und Würste baumeln verlockend von den Standdächern. Ein guter Anfang!

Treffpunkt ist ein typisches Südtiroler Lokal, Einheimische, Zuagroaste und Touristen sorgen für lebhaftes Durcheinander. Fühlt sich an wie Urlaub - wir sitzen so nett bei Speck, Pasta und Weißwein beieinander, dass die Vorstellung, eine ernsthafte Besichtigung durchzuführen, fast schon befremdlich scheint.

Schließlich raffen wir uns auf - zu Fuß sind es gerade mal fünf Minuten zum neuen Highlight der Bozener Architektur - dem Museum für Moderne Kunst, genannt Museion. Die Planung stammt von einem Berliner Büro (Krüger Schuberth Vandreike), das sich in einem offenen Wettbewerb unter anderem gegen Holl und Chipperfield durchgesetzt hat. Die Führung übernimmt der Projektverantwortliche auf Bauherrenseite, der uns erzählt, dass das gewünschte Profil fast schon die Quadratur des Kreises gefordert habe... Man wollte ein Ausstellungsgebäude, aber mit transparenter Fassade, das gleichzeitig auch noch als eine Art Tor zwischen Flussufer und Altstadt fungieren sollte und obendrein noch eine Mehrzweckhalle beherbergt. Ein schwieriges Unterfangen, welches die Architekten gut gelöst haben. Die Baukosten betrugen 33 Mio. Euro bei einer Bauzeit von zweieinhalb Jahren.

Nach ausführlicher Begehung und vielen Antworten auf typische Architekten-Fragen („Wie war das mit den Abstandsflächen...?") steigen wir in unseren Reisebus zum Weingut Löwengang der Kellerei Lageder. Eine Fahrt durch die wunderschöne Südtiroler Landschaft bei spätsommerlicher Abendsonne...

Alois Lageder, Visionär und übrigens auch Präsident des Museions, hat bereits Mitte der 1990er Jahre sein Weingut auf den neuesten technischen Stand gebracht. Nicht nur bei der Kelterei seines Weines sind ihm ökologische Richtlinien wichtig, auch der Neubau wurde von den Architekten Abram & Schnabl nach innovativen Gesichtspunkten der Energieeinsparung und komplettem Verzicht auf fossile Brennstoffe geplant: Niedrigtemperaturdeckenstrahl-Heizung, Wärmerückgewinnung, Erdwärme und thermische Solarkollektoren sowie eine Photovoltaikanlage liefern die notwendige Energie. Der Fels, an den sich das Gebäude „anlehnt", dient im Keller perfekt der natürlichen Temperierung des Weines.

Wir erleben eine Führung durch die gesamte Kellerei und lernen, dass Wein normalerweise trüb wäre, rote Trauben zu Weißwein werden können und der Wein an sich nicht gern gepumpt wird... Nach rund zwei Stunden freuen wir uns, das Ergebnis dieser Hightech-Öko-Anlage endlich selber probieren zu dürfen. Bei einer üppigen Jause verköstigt uns der Hansi fachmännisch mit den hauseigenen Top-Weinen. Natürlich viel später als geplant, fahren wir mit unserem Bus zurück nach Bozen ins älteste Restaurant der Stadt. Nur aus purer Vernunft und in Anbetracht des Programms des nächsten Tages brechen wir gegen Mitternacht in unsere Hotels auf.

Der nächste Morgen, wieder ein spätherbstlicher Bilderbuchtag: Wir treffen uns am so genannten ExPost-Gebäude. Hier hat Architekt Michael Tribus das frühere Postamt in ein KlimaHaus Gold verwandelt. Die Fassade fällt sofort durch die unterschiedlich verzogenen Laibungen auf, die allerdings keine formale Spielerei sind, sondern dem idealen Sonneneinfall je nach Geschoss und Ausrichtung angepasst sind. Nach einem interessanten Vortrag der KlimaHaus-Agentur über das freiwillige Kategorisierungsystem von Niedrigenergiehäusern in „Gold", „A" und „B", besichtigen wir zusammen mit dem Architekten das Gebäude. Wie er die bei einer Sanierung entstehenden Schwierigkeiten gemeistert hat, ist beeindruckend.

Nach einer Gondelfahrt landen wir auf dem Monte San Vigilio, wo Matteo Thun vor sechs Jahren das Hotel „vigilius mountain resort" (mit spektakulärem Panoramablick) gebaut hat. Übrigens ein „KlimaHaus A". Ein Wellness-Paradies mit tollem Ausblick. Die Führung durch das Gebäude inklusive Suite und Spa lässt uns kollektiv überlegen, ob wir nicht alle ein paar Tage hier bleiben sollten... Zum Glück können wir immerhin die hervorragende Küche und den phantastischen Ausblick während unseres ausgedehnten Mittagessens auf der Sonnenterrasse geniessen.

Wieder zurück vom Bergausflug zeigt sich die Villa D von PAUHOF aus Wien als ein Exemplar moderner Architektur, wie es ausschliesslich mit einem extrem aufgeschlossenen Bauherrn möglich ist. In diesem Fall waren die Bauherren auch noch die Besitzer eines großen holzverarbeitenden Betriebs - so konnte quasi „inhouse" an der Flammung experimentiert werden, durch die das Eichenholz der Fassade geschwärzt ist. Großzügigerweise lässt uns das Ehepaar D. nicht nur in ihr Juwel ein, sondern nimmt sich auch viel Zeit, uns von der Planungs- und Bauphase zu erzählen. Das Gebäude fügt sich perfekt in den Weinberg und bietet von mehreren Terrassen und auch den Innenräumen jeweils einen andern Ausblick in die wunderschöne Landschaft. Beim Abschied fragt einer vorsichtig „Haben Sie noch Kontakt zu den Architekten?" „Ja!" sagt das Bauherrenpaar lachend wie aus einem Mund. Das gibt Hoffnung....

Michael Graf Goess-Enzenberg und seine Frau haben knapp oberhalb des Kalterer Sees einen Ansitz aus dem Jahr 1608 mit moderner Architektur vom Feinsten ergänzt. Walter Angonese, Architekt aus Kaltern, zog gleich für zwei Jahre auf den Ansitz der Grafen, um in engster Zusammenarbeit den Neubau für die Kellerei zu planen. Bis auf den Verkostungs-Raum sind schließlich alle Nutzräume unter dem Weinberg verschwunden. Der Ablauf des komplizierten Prozesses der Weinkelterei ist hier so durchdacht angeordnet, dass garantiert keinerlei unnötige Wege entstehen.

Auch hier kommt ein extrem fortschrittliches Energiekonzept zum Einsatz und durch die Befeuchtung einer Betonfläche kann eine konstante Luftfeuchtigkeit für den Keller auf simple Art erreicht werden - ein extrem wichtiger Aspekt bei der Kelterei. Ambitioniert führt Gräfin Goess-Enzenberg selbst unsere Architektengruppe durch die Kellerei, leidenschaftlich bringt sie uns bei der Weinprobe zum Abschluß des Besuchs die Philosophie ihres Unternehmens nahe. Ein überzeugender Aspekt, der die familiäre Atmosphäre im Unternehmen erklärt: Die Firma soll laut Besitzerin immer gerade so groß bleiben, dass sie jeden gut kennen und sich bei Bedarf auch um private Belange kümmern kann. Die Weinprobe überzeugt uns nicht nur philosophisch, sondern auch in Hinsicht auf sinnliche Genüsse. Das zeigt sich dann anschliessend beim Einkauf im kellereieigenen Weinladen...

Der letzte Abend naht, zurück in Bozen treffen wir uns zum Abschluß unserer gelungenen Informations- und Genießertour in einem urigen Lokal zu Schlutzkrapfen und Wein. In der Altstadt tobt das Bozener Nachtleben bei milden Temperaturen; Winter scheint noch lange nicht in Sicht. Lange sitzen wir noch unter Südtiroler Sternen und planen schon die nächste Exkursion...

Besonders freut uns als Organisatoren der Südtirol-Exkursion natürlich das freundliche Feedback der Mitreisenden, herzlichen Dank dafür!

"Vielen Dank für die wunderschöne Reise nach Südtirol. Es war eine äußerst gelungene Mischung aus Fortbildung, Wein und Kultur. Interessante Führung durch "Klimahäuser", die hohe Schule der Weinkelterei verbunden mit zeitgenössischer Kunst in Form der Manifesta haben die drei Tage bei wunderschönem Wetter mit sehr netten Mitreisenden zu einem "Highlight" werden lassen. Ich melde mich schon heute für die nächste Exkursion an."
Liebe Grüße Lothar Grassinger
grassinger emrich architekten gmbh

„Herr Kramer und ich wollen uns noch mal ganz herzlich für die Organisation der Exkursion bedanken. Es hat uns aus dem Tagesgeschäft rausgezogen und uns, durch die Verschiedenartigkeit der gesehenen Projekte architektonisch angeregt. Gerne waren wir auch mit allen in der Gruppe unterwegs."

Miriam Wagmann
Dipl. Ing. Architektin
Wirtschaftsmediatorin (IHK) Wagmann Architekten GmbH

„Es war herrlich und ich werde von den Eindrücken lange zehren.
Mit vielen Grüßen"

Erich Erich Appler Immobilien

Diese Woche kam Euer Newsletter mit den wunderbaren Bildern von der Süditrol-Exkursion und damit die Erinnerung an ein überaus spannendes, lehrreiches und angenehmes Wochenende. Ganz herzlichen Dank an Euch, die Ihr dies möglich gemacht habt; ich habe den Ausflug - auch wenn ich nicht ganz vom Fach war - wirklich sehr genossen.
Mit allen guten Wünschen und einem herzlichen Gruß,
Eure
Christine Liebl
Pressereferentin DVA Literatur / Manesse

 „Nochmals ein ganz herzliches Danke für die tolle Reise, es hat uns viel Spaß gemacht. Die Mischung aus spannender Architektur (allem voran das Wohnhaus des Holzfabrikanten), netten Leuten, anregenden Gesprächen, leckerem Essen und gutem Wein war gelungen!"
Viele Grüsse,
Alexandra Riemann
Rechtsanwältin - Mediatorin Fachanwältin für Bau- und Architektenrecht
v. Minckwitz Erdl Kochenburger

Die Exkursion ist mit großzügiger Unterstützung der Südhausbau durchgeführt worden.

Text Regine Geibel
Photos Regine Geibel und Lothar Grassinger

Regine Geibel

„Neben meiner redaktionellen Tätigkeit plane ich unter dem Namen STUDIO REGINE GEIBEL ökologische Holzhäuser im Alpenraum und Ferienhäuser in Südeuropa; unter dem Namen 8 SENSES berate ich - zusammen mit Maren Boettcher - Hotels bzgl. Design-Refresh, Usability, Akustik, Beleuchtung“

Regine Geibel

Gründerin und Chefredakteurin