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Lagerfeuerromantik für die Wohnhöhle - Bio-Ethanol wurde auf der imm cologne in unüberschaubaren |
Ohne Trends zu postulieren, wäre die jährliche Leistungsschau der deutschen und internationalen Möbelbranche in Köln überflüssig. Klar. Schließlich muss, soll und will der Einzelhändler, wollen die Kunden – und natürlich auch die Journalisten wissen, wie man sich selbst und seine Habe während des nächsten Jahres bettet, setzt, beleuchtet, aufbewahrt etc.
Gut, dass es bei der schier unüberwindlichen Fülle von 1.060 Ausstellern aus 49 Ländern Menschen gibt, die der Presse die Hauptarbeit abnehmen indem sie jedes Jahr zum traditionellen Trendrundgang einladen. Ein Muss für alle, die sich zwar durchaus mit Themen wie Design, Lifestyle, Wohnkultur und allem, was dazu gemeinhin erwähnenswert erscheint, auseinandersetzen – sich aber nach dem Ablaufen von elf Stationen durch mehrere Hallen fragen müssen, wie sie ohne die Hilfe von Dirk-Uwe Klaas (Hauptgeschäftsführer des Verbands der Deutschen Möbelindustrie) die von ihm vorgestellten Trends und Highlights hätten entdecken können.
Unter dem aussagekräftigen Titel „Zeitlos und trendy; von Prestige bis preiswert“ lotste Klaas den Pressepulk zunächst zu Tvilum-Scanbirk. Dänen und Design – eine legendäre Liaison. Die Produkte von Tvilum-Scanbirk? Einem ehrenwerten Trend eindeutig verschrieben, der ökologisch korrekten Herstellung. Das Design? Hm, da gibt’s Schweden, die machen’s in Massen spontan überzeugender – und mit der zur Optik passenderen Preisgestaltung obendrein.
now! by Hülsta ist und bleibt die Marke, als die sie sich seit jeher etabliert hat – die Zweitlinie zum Mitnehmen bietet Solides und durchaus Ansehnliches, wenn auch wenig überzeugend Neues. Wirklich neu – inklusive dem „ich muss im falschen Film sein“-Gefühl – präsentiert sich die dritte Station in rauschendem Rosa: Welle Möbel hat mit einer umfangreichen Barbie-Kollektion die Quengelware Nr. 1 für kleine Möchtegern-Prinzessinnen aufgelegt. Die Grundausstattung in Pink, Weiß & Glitzer gibt’s ab 2.500 Euro – bedenkt man die Dauer der kindlichen Konzentrations- und Begeisterungsphasen, sollte man mindestens drei bis sieben Töchter sein eigen nennen, bevor man die Investition in Erwägung zieht. Kommt bei der Familienplanung ein Sohn dazwischen: Keine Sorge, das Zimmer für den Knaben ist in Planung. Wir freuen uns auf die Kreativität der Veranstalter, die die klangvollen Sublines zu den Stationen texten – Barbie lief unter „Wiederkehrende Schönheit“.
Weiteres Highlight mit mehrfachem Zusatznutzen: Die Relax-Betten aus Österreich, aus Zierbenholz, nur über 3.000 Meter Höhe wachsend. Holz, das (nachgewiesenermaßen, per Gutachten von der Universität!!) den Herzschlag um gesunde zehn Prozent reduziert, ihn allerdings fix wieder in die Höhe treibt, wenn man sich auch noch die edelsteinbesetzte (weil auch gesund!) Variante der Spezialfederholzteller als Matratzenunterlage in den Kopf gesetzt hat.
So wandert die Pressegruppe von Stand zu Stand, der „Genau das hat schon immer gefehlt!“ - Effekt verweigert sich beharrlich – auch wenn man im Nachhinein sicherlich froh sein darf, die Ausführungen über die speziellen Vorzüge des Mittelstrahls bei den ins Schlafzimmer integrierten Badelandschaften nicht verpasst zu haben. Dennoch, die ultimative Frage bleibt offen: Was muss Hersteller/Herstellerin tun, um zu den auserwählten Elf zu gehören, die der Presse so offensiv vorgestellt werden?
Vielleicht unbeabsichtigt, aber kaum zu übersehen (bzw. olfaktorisch wahrzunehmen) stolperte man quasi im Vorübergehen während der gut zweistündigen Trend-Tour dann doch über einen echten Trend, so die Häufung ein Indiz sein mag: Ohne ein - als geruchsfrei propagiertes, mit Bio-Ethanol befeuertes - Indoor-Lagerfeuer in Glas und Edelstahl, traute sich kaum ein Hersteller, der was auf sich hält, heuer an den Start in Köln…
Nina Shell