Zeitgenössische Architektur in Bayern

Wir waren für Sie bei der Konferenz um die Zukunft des Kunstareals München

Kunstareal MünchenAm 18. und 19. April lud die Stiftung Pinakothek der Moderne zur Konferenz um die Zukunft des „Kunstareal Münchens" ein.

Ein Masterplan für das Münchner Kunstaereal muss her

Experten aus aller Welt waren zum Erfahrungs- und Wissensaustausch eingeladen: darunter James Cuno vom Art Institute in Chicago, Neil McGregor vom British Museum in London, Herrmann Parzinger von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und Enrique Sobejano von Nieto Sobejano Architects aus Madrid. Für den Expertenblick von außen kamen unter anderem Petra Blaisse von InsideOutside aus Amsterdam (und Lebensgefährtin von Rem Kolhaas), Manuel Herz, Architekt aus Basel und Ole Bouman vom NAi aus Rotterdam zu Wort.

Die Stiftung Pinakothek der Moderne ist ihrem Ziel, der Vollendung der PdM im Rahmen eines erweiterten Masterplans für das Kunstareal München, ein weiteres Stück näher gekommen. Dabei sollte ein Zwischenruf nicht unerwähnt bleiben: Dank der Stiftung Pinakothek der Moderne können die Münchner dieses architektonische und inhaltlich bemerkenswerte Bauwerk ihr Eigen nennen - und auch jetzt, wo die weitere Gestaltung des Kunstareals an Dringlichkeit gewinnt, übernimmt die Stiftung mit der Organisation der Konferenz wiederum tatkräftig eine Aufgabe, die eigentlich von anderer Seite forciert werden müsste.

Auf der Konferenz „Kunstareal München" formulierten die Direktoren der vier Sammlungen in der Pinakothek der Moderne noch einmal eindrucksvoll den dringenden Bedarf an zusätzlichen Nutzflächen. Gleichzeitig wurde klar, dass es nicht allein um Raumbedürfnisse geht, sondern auch um eine verstärkte Wirkung des Kunstareals auf breite Schichten der Bevölkerung. Stärkere Kommunikation, Freiflächengestaltung und Programme für neue Besucherzielgruppen wurden von vielen Seiten gefordert. Alle Teilnehmer waren sich einig, dass eine langfristige Perspektive für das Kunstareal strukturiert entwickelt werden muss - und dass ein Masterplanprozess die richtige Methode sein kann.

Der Stiftung ist es als Initiatorin der Konferenz gelungen, erstmals alle beteiligten Institutionen zu einem Gedankenaustausch über die konkreten Anforderungen an einen solchen Masterplan zusammenzubringen.

Einigkeit wurde insbesondere darüber erzielt, dass ein zu entwickelnder Masterplan sich nicht allein auf architektonische Fragestellungen beschränken dürfe. Viel mehr müsse er von Anfang an in einem solchen Sinne interdisziplinär gedacht werden, dass er neben dem Flächenbedarf der Museen auch die sich immer schneller verändernden Bedürfnisse und Probleme der modernen Stadtgesellschaft in Einklang bringen müsse: „Ein Masterplanprozess hat das Potential, die verschiedenen Akteure, Museen, Stadt und Staat, produktiv und strukturiert zusammenarbeiten zu lassen und so die kommenden Herausforderungen zu meistern", erklärt Dr. Markus Michalke, Stiftungsratsvorsitzender der Stiftung Pinakothek der Moderne, der als erfolgreicher Geschäftsmann den nötigen unternehmerischen Schwung in die ganze Angelegenheit bringt. „Es werde zu den vordringlichen Aufgaben bei der Entwicklung eines Masterplans gehören, die Bedürfnisse aller beteiligten Institutionen zu ermitteln, zu priorisieren und darauf konzeptionelle Antworten zu finden." Man solle keine Angst vor einer Vision haben, die die nächsten 25 Jahre umfasst. Ziel der Stiftung ist es, auf dieser Basis die Auslobung eines Masterplanwettbewerbs weiter intensiv voranzutreiben: „Wir sind nicht angetreten, um diese für München so wichtige Diskussion jetzt wieder einschlafen zu lassen. Jetzt fährt der Zug, und die Stiftung wird dafür sorgen, dass der Kessel unter Dampf bleibt."

Michalke betonte dabei, dass die Art der Lösung völlig offen sei, er sich aber durchaus wünsche, am Ende des zweiten Tages der Konferenz ein Ergebnis erzielt zu haben. Die Stiftung hätte kein Eigeninteresse - sie würde sich als Diener der Sammlung verstehen... Mit folgenden zentralen Themen in seiner Einführungsrede warf er dann einige Fragen auf: „Braucht das Areal eine Mitte? Oder gerade nicht?" Dies sei eine Frage, die durch das Gutachten, das die Stiftung bei Prof. Gunter Henn in Auftrag gegeben hatte, aufgekommen sei. „Wie kann eine Hülle für eine Erweiterung aussehen? Wie sieht der Kontext zur Maxvorstadt mit ihren Galerien und Hochschulen aus?"

Monika Renner, Stadträtin der LHM, die in Vertretung von OB Christian Ude teilnahm, meinte: „Der Zuzug von weiteren Galerien ist wünschenswert und zu fördern. Die Kunst des 21. Jahrhunderts braucht die Künstler der Gegenwart ringsherum."

Prof. Sophie Wolfrum, Leiterin des Lehrstuhls für Städtebau an der TU zeigte einen Plan (siehe oben), auf dem man sehr gut sehen kann, wie die Museen in dem schachbrettartig angelegten Blocksystem der Maxvorstadt verteilt sind. „Wie bei einem Schachspiel bewegt sich alles, wenn man nur einen Baustein verschiebt."

Im „Blick von Außen" berichtet James Cuno, Leiter des Art Institute in Chicago, dass er die Homepage der Pinakotheken auf die Übersichtlichkeit und Verständlichkeit hin untersucht und festgestellt habe, dass die Auflistung der verschiedenen Eintrittspreismodelle sehr zu wünschen übrig lässt. Neil McGregor, Leiter des British Museum in London verglich die Besucherzahlen der Pinakotheken (800.000 im Jahr)mit denen in London. National Gallery und Tate Modern verzeichnen Besucherzahlen, die einem die Tränen in die Augen treiben könnten: über zehn Millionen Kunstinteressierte kommen pro Jahr! Der Grund: Es werden keine Eintrittsgelder verlangt...Das sei sehr schade, sagt er, denn die Sammlungen seien so bemerkenswert. Sie müssten von den Münchnern ins tägliche Leben integriert werden können - wie es seinerzeit schon der Wunsch der Wittelsbacher Fürsten gewesen sei. Den Bürgern müsse das Gefühl gegeben werden, dass die Sammlungen ihnen gehören, schließlich sei genau das im Grunde der Fall.

Die Ergebnisse der Konferenz werden nun wissenschaftlich ausgewertet und demnächst veröffentlicht. Natürlich werden Sie die entsprechenden Informationen gleich nach Erscheinen hier auf muenchenarchitektur.com finden.

Regine Geibel


Über die Stiftung Pinakothek der Moderne

Die 1994 gegründete Stiftung Pinakothek der Moderne ist aus dem Bewusstsein heraus entstanden, dass bürgerschaftliches Engagement notwendig ist, um unserer Gesellschaft entscheidende Impulse für ihre Weiterentwicklung zu geben. Mit Spenden in Höhe von rund 26 Millionen DM ermöglichte sie den Bau der Pinakothek der Moderne. Heute unterstützt die Stiftung, die über den Einsatz ihrer Mittel selbst bestimmen kann, die Sammlungen der Pinakothek der Moderne bei ihrer Arbeit und bei der Umsetzung ihrer Projekte. www.stipimo.de

FAQs zur Konferenz „Kunstareal München"

1. Was gehört alles zum „Kunstareal München"?

In der von der Stiftung Pinakothek der Moderne verwendeten Begriffsdefinition bilden die drei Pinakotheken (Alte Pinakothek, Neue Pinakothek, Pinakothek der Moderne ) und die Sammlung Brandhorst den Kern des „Kunstareals München". Das erweiterte Kunstareal bezieht zusätzlich noch die Institutionen um den Königsplatz, die Ägyptische Sammlung und die Hochschule für Film und Fernsehen ein.

2.Warum setzt sich die Stiftung Pinakothek der Moderne für das „Kunstareal München" als Ganzes ein?

Unser Stiftungsziel ist es, mithilfe der uns zur Verfügung gestellten Mittel die Vollendung der Pinakothek der Moderne zu fördern. Diesem Ziel sind wir verpflichtet. Gleichzeitig sind wir der Überzeugung, dass dies unbedingt im Rahmen eines übergreifenden Konzepts für das gesamte „Kunstareal München" getan werden muss.

3.Warum initiiert die Stiftung die Konferenz „Kunstareal München"?

Mit der Pressekonferenz im Juli 2008 hat die Stiftung Pinakothek der Moderne das Thema Kunstareal München erneut aufgegriffen und zur öffentlichen Diskussion gemacht. Auf der Konferenz „Kunstareal München" im April 2009 führt sie die Diskussion, die bereits im Vorjahr angestoßen wurde, konsequent weiter. Im Rahmen dieser Veranstaltung, an der über 100 internationale Experten teilgenommen haben, sollen die inhaltlichen Grundlagen für einen zukunftsweisenden Masterplan für die Pinakotheken und zur Weiterentwicklung des „Kunstareals München" geschaffen werden.

4.Wie geht es nach der Konferenz weiter?

Die Stiftung Pinakothek der Moderne und der Lehrstuhl für Städtebau und Regionalplanung TU München werden im Anschluss an die Konferenz „Kunstareal München" eine Dokumentation vorlegen. Auf Grundlage aller gewonnenen Ergebnisse sollte dann in einem Masterplanwettbewerb eine konkrete gestalterische Lösung gesucht werden.

5.Warum muss München sein Kunstareal weiter ausbauen?

München steht national wie international in Konkurrenz zu anderen Kunst- und Kulturstädten, die sich ständig weiterentwickeln. Im Zuge dieser Entwicklung muss auch München über neue Konzepte nachdenken. Wir sprechen dabei nicht nur über Image und Lebensqualität, sondern auch über Einnahmen im Hotel- und Gaststättengewerbe sowie im Einzelhandel. Letztlich entscheiden solche Projekte aber auch mit über Investitionen und somit zusätzliche Arbeitsplätze in München und der Region.

6.Was werden die Münchner Bürger vom „Kunstareal München" haben?

Die Münchner Bürger können sich zum einen darüber freuen, dass im Herzen der Maxvorstadt ein neues Zentrum urbanen Lebens mit kulturellen Angeboten von internationalem Rang entstehen wird. Zum anderen dürfen sich auch gespannt sein auf neue künstlerische Höhepunkte in der Pinakothek der Moderne: auf noch mehr spektakuläre Sonderausstellungen - während denen sie zukünftig auch nicht mehr auf die Highlights der Dauerausstellung verzichten müssen.

7.Warum muss die Pinakothek der Moderne erweitert werden?

Von der Pinakothek der Moderne, wie sie ursprünglich geplant worden war, wurde bis heute nur der erste Bauabschnitt vollendet. Deshalb ist die Raumsituation sehr angespannt. Es fehlen vor allem Flächen für Wechselausstellungen und Depoträume. Auch die einzigartigen Bestände der Staatlichen Graphischen Sammlung warten noch immer auf ein angemessenes Domizil. Andererseits sind in den letzten Jahren auch die Ansprüche an die Präsentation von Kunst im musealen Kontext deutlich gestiegen. Neue Konzepte verlangen zumeist auch nach mehr räumlichen Möglichkeiten. Unser erklärtes Ziel ist es jetzt, die notwendige räumliche Erweiterung nicht isoliert, sondern im Gesamtkontext des „Kunstareals München" voranzutreiben.

8.Warum schon wieder München?

Selbstverständlich ist uns bewusst, dass es in anderen Städten auch Entwicklungspotential gibt. Die Stiftung Pinakothek der Moderne setzt sich aber, gemäß ihrem Stiftungsauftrag, für den Ausbau des Kunstareals am Standort München ein. Es ist ein besonderer Glücksfall für die Stadt München, dass hier ein reiches kulturelles Erbe durch leidenschaftliches Engagement und hohe Eigeninitiative seiner Bürger immer wieder gemehrt wird.