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Modell Generali Foundation © Augustin Fischer |
Doch was geschieht mit unserer bereits erbauten Umwelt? Die Fixierung auf das Neue ist mittlerweile so enorm, dass man sich kaum noch auf die Bestandsarbeit konzentriert. Genau an diesem Punkt greift nun die Ausstellung Jabornegg und Pálffy im Architekturmuseum der TU München in der Pinakothek der Moderne an - und präsentiert anstelle von visuell anmutenden Renderings neuer Gebäude Modelle, die selbsterklärend Einblick in die Arbeit der beiden Wiener Architekten gewähren. Leise und geradezu unauffällig schafft das Büro neue Räume, ohne dabei dem Bestand mit zuviel Ehrfurcht zu begegnen. Im Gegenteil: Sie sehen das Weiterbauen als eine Art Weiterdenken an, setzen den Bestand auf gleiche Augenhöhe wie die Erweiterung und stellen den Designwert in den Hintergrund. Es handelt sich hierbei um didaktische Modelle und diese Objekthaftigkeit hebt sich eindeutig von der klassischen bildhaften Darstellung ab, die heutzutage für Projektpräsentationen genutzt wird. Hierfür verwendet das Büro drei Methoden: die direkte Arbeit am Bestand selbst, den Anbau und die alleinstehende Erweiterung.
Die einzige Projektbeschreibung findet der Betrachter in der Ausstellung an der Wand – der Rest muss sich selbst erklären. Über verschiedene Ebenenschnitte kann der Besucher den Raum wahrnehmen, der sich auch in seiner Materialität vom Rest des Modells abhebt: Bestand wird in Holz gefasst, die Umbauten und Erweiterungen werden durch Aluminium hervorgehoben.
Für diejenigen die wissen wollen, wie der städtebauliche Kontext bzw. wie das Gebäude denn im wahren Leben aussieht, hat man an einer Wand eine Videoinstallation angebracht, die Lageplan sowie Fotos der Gebäude zeigt.
Ein weiterer wichtiger Aspekt im „Bauen im Bestand“ ist die Frage der Materialien: Wird der Sandstein aus dem angrenzenden Gebäude wieder aufgegriffen und somit eine Verbindung von Alt zu Neu geschaffen? Diese Frage bleibt leider in der Ausstellung selbst ungeklärt, man kann sich darüber jedoch im begleitenden Katalog ein besseres Bild verschaffen und wird feststellen: Fast alle Erweiterungen zeigen sich in klarem Sichtbeton. Ob es sich dabei um immer die ideale Lösung handelt sei dahingestellt. Aber in dieser Ausstellung ist nicht das Material, sondern der Raum relevant. Es geht um Wirkung auf den Menschen. Sichtbeziehungen. Die Wegeführung. Aus diesem Grund sei dem Besucher auch empfohlen die Modelle nicht nur von oben zu betrachten, sondern sich zu bücken, durch Öffnungen zu blicken und dadurch neue Perspektiven zu entdecken.
Die Thematik der Erweiterungen bzw. des Modernisierens des Bestandes ist ein aktuelles Thema das, durch diese Ausstellung in seiner Bedeutung hervorgehoben wird. Abreißen und neu bauen ist einfach – sich aber mit der bereits gebauten Architektur auseinanderzusetzen und sich dieser mit Sensibilität und Systematik anzunehmen ist ein durchaus anspruchsvolleres Vorhaben.
Maja Mijatovic
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Niggli Verlag.
Weitere Informationen zur Ausstellung finden Sie HIER