ORT DER GRAUEN ENERGIE - Die Revitalisierung des ehemaligen Heizkraftwerks Obersendling
...eine urbane Brache. Eine bisher unsichtbare, riesige Baumasse schiebt sich 2010 ganz plötzlich in den Focus der Öffentlichkeit. So, als hätte es sie vorher nie gegeben. Scheinbar hatte das Haus mit dem Wechsel des Eigentümers auch seine Existenzberechtigung an dieser Stelle verloren. Aber war dies nicht bereits 20 Jahre vorher geschehen? Das Kraftwerk war seit fast 2 Dekaden nach Stillegung bereits ein Un-Ort.
Für viele wurde der Verlust der Nutzung erst mit dem Verkauf offenbar. Nun wurde die Existenzberechtigung zum Teil ganz vehement in Frage gestellt, der Abriss eingefordert. Der eigentliche Wert des Gebäudes, des Ortes, musste während der Planungs- und Bauzeit neu aufgebaut werden. Mittlerweile ist das Haus in eine andere Wertkategorie eingetreten. Als identitätsstiftende Landmarke nach außen und als erhaltenswertes industrielles Denk-Mal nach innen. Und für uns als Träger Grauer Energie, die Muck Petzet mit seinem Beitrag zur Architekturbiennale 2012 Reduce, Reuse, Recycle in seinem qualitätsvoll bescheidenen Beitrag beschworen hatte. Umnutzung: eine von mehreren Strategien, Architektur zu vermeiden.
Es lohnt sich, das VORHANDENE, und BESTEHENDE zu erfahren und zu lesen. Symmetrien, die auf den ersten Blick verborgen sind. Spiegelgleiches, rhythmisch sich Wiederholendes. Vertraute, zeitlose Typologien, an die wir uns beim Betreten des ehemaligen Kesselhauses erinnern. Geheimnisse. Unerwartete Räume.
Was kann der architektonische Entwurf hier überhaupt leisten? Die Implementierung einer internen Infrastruktur. Der Pfad als Dramaturgie, im Ergebnis eine Entdeckungslandschaft, mal sind wir dabei Zwerge, mal Riesen. Das Durchspülen von bislang rein technisch genutzten Räumen mit neuer Nutzung begleitet uns, die wir „von Raum zu Raum finden". Authentizität. „Archäologische Fenster" zeigen Vergangenes, ohne museal sein zu wollen. Trafos, Kondensatoren, der große Laufkran.
Die Architekten von Stenger2 schreiben hier nur am Drehbuch. Der Durch-Wanderer wird zum Held der eigenen Geschichte. Der Raum ist groß genug.