Liebe Leser *innen und auch außen,
vielleicht liegt es am Alter, aber ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass es mir zunehmend so erscheint, als würde die Qualität eines Raumes immer mehr von der Menge der bei der Gestaltung hineingeflossenen Liebe abhängen. Sorry für diesen verschachtelten Satz, aber dieses Phänomen ist komplex... Also, was ich damit sagen will ist, dass ich glaube: Je mehr man im Leben schon gesehen hat, desto wichtiger wird der feinstoffliche Anteil des betrachteten Objekts; vom Gebäude, über den Raum bis zum Einzelobjekt.
Ganz deutlich wurde dies jüngst bei einem Besuch eines fünf Sterne-Hotels am Tegernsee, bei dem es am Budget nicht gemangelt hatte. Dennoch fühlten wir uns bei unserer Besprechung auf den loungigen Ledersofas unbehaglich; obwohl der Kamin brannte und alles - unbenommen - sehr schick war. War dem Luxusinterior bei der Planung vielleicht nicht die notwendige Aufmerksamkeit und Freude an dieser wunderbaren Tätigkeit zugeflossen? Kann man den Unterschied, ob etwas mit mehr oder weniger Liebe aufgeladen ist wirklich spüren? Ich könnte mir vorstellen, dass genau dies auch das Geheimnis ist, was hinter der Faszination für Patina steckt; eine Energie, die das Herz wärmt und die die spürigen Japaner so schön mit Wabi Sabi bezeichnen. Ich glaube sie wissen, was ich meine...
Ihre Regine Geibel