Mehr als ein Hotel möchte das The Lovelace sein. In dem Zwischennutzungs-Projekt kann man nicht nur übernachten, sondern auch shoppen, feiern und sich die Haare schneiden lassen.
Am 9. September wurde das Lovelace in der Kardinal-Faulhaber-Straße 1 offiziell eröffnet. Für mindestens zwei Jahre kann das 4.800 Quadratmeter große Gebäude als „Hotel Happening" zwischengenutzt werden. Außer Zimmern, Gastronomie, Läden, Büros und Veranstaltungsflächen bietet der privat finanzierte Newcomer ein anspruchsvolles Kulturprogramm.
Unterschrift des Mietvertrags im Februar, Umbau ab Mai, Einweihung Ende August: Das Lovelace wurde in Rekordzeit entwickelt und realisiert. Kein Wunder, dass hinter Geschäftsführer Gregor Wöltje und seinen sieben Mitstreitern „sehr anstrengende" Monate und etliche „schlaflose Nächte" liegen, weil erst sehr kurz vor der Eröffnung die Genehmigung der Stadt vorlag. Gleichzeitig spürt man den Stolz, dass der ehemalige Vorstandssitz der HypoVereinsbank, der 2015 an die Bayerische Hausbau verkauft wurde, nicht länger leer steht. Bis zum Entscheid der Klage von Innegrit Volkhardt gegen die Errichtung einer neuen Nobelherberge in Nachbarschaft ihres Bayerischen Hofs kann das 4.800 Quadratmeter große Gebäude stattdessen für mindestens zwei Jahre als „Hotel Happening" zwischengenutzt werden.
Schon diese Bezeichnung macht klar, dass der Fokus nicht allein auf der Vermietung der 21 bis 84 Quadratmeter großen Zimmer und Suiten liegt, für die 30 frühere Büros in Kooperation mit Alexander Strub und seinem Team der RBS-Group umgestaltet wurden. Genauso wichtig ist den Lovelace-Betreibern das, was außerdem in den drei Etagen passiert, die sich wie Galerien um ein großes und ein kleineres Atrium ziehen: Tagsüber sind ein Coffeeshop im Erdgeschoss und ab spätnachmittags die Housetop-Bar geöffnet. Außerdem haben sich ein Barber Shop, Green City, ein Caterer, BMW, Pop-up-Shops sowie Streetkitchen-Anbieter eingemietet. Auch für Events vom Business-Meeting über -Seminare bis zu Empfängen gibt es Studios und Lofts unterschiedlicher Größe zu mieten, die zusätzlich mit Konzerten, Lesungen, Filmen, Podiums-Diskussionen und Performances bespielt werden können. „Unser Programm ist bunt gemischt. Für die Hälfte gibt es Angebote von außen. Die andere castet unsere Abteilung für Artist Management", erklärt Gregor Wöltje das kulturelle Konzept, das sich inhaltlich klar vom Mainstream abheben will. „Von unseren Gedanken her sind wir exklusiv und haben einen hohen Anspruch an unser Programm, das eine Bühne bieten will." Grundsätzlich aber sei das Lovelace für jeden zugänglich und verzichte daher aus Prinzip auf Türsteher und hohe Preise.
Dieses Prinzip der maximalen Öffnung und Flexibilität spiegelt sich auch stilistisch wieder: Weil das Gebäude hinter der denkmalgeschützten Jahrhundertwende-Fassade von der HypoVereinsbank komplett entkernt und bis 2005 mit hochwertigen Materialien und Top-Technik neu errichtet wurde, blieben die Räumlichkeiten selbst überwiegend unverändert. Lediglich neue Farbakzente, eine eigens für das Lovelace entworfene Tapete mit Dschungelmotiven, beliebig verschiebbare Möbel und ein eigener Strom- und Schaltkreis wurden ergänzt, „weil jedes Umprogrammieren Unsummen kostet". Hingucker sind außer dem vertikalen Garten, dessen Pflege jeden Monat eine „vierstellige Summe" verschlingt, an der Wand lehnende Holzplatten mit symbolträchtigen Aufschriften wie „Trust the process" oder „All places are temporary places". Sichtbarer sind die Veränderungen in den Hotelzimmern. In allen wurden Bäder eingebaut. Außerdem gehören durchgängig bequeme Naturbetten von Coco-Mat, Sofas und Sessel von Bolia und Vitra sowie ein Sonos Soundsystem zur Ausstattung. Bereits vorhandene Einbauschränke und -regale verbergen sich – passend zum „Layer-Prinzip" – hinter umlaufenden Vorhangstoffen von Kvadrat. Je eine Wand zieren raumhohe Kunstinstallationen von Florian Süssmayr mit Motiven aus München.
Insgesamt wurden anderthalb Millionen Euro investiert – laut Gregor Wöltje „alles private Gelder". Ob sich die Summe amortisiert, werde erst im Spätsommer 2019 klar sein. Momentan aber stimme der Umsatz, um den sich neben Wöltje auch Szene-Gastronom Michi Kern und Lissie Kieser als „Fulltime Job" kümmern. Die restlichen fünf Partner seien nicht im Tagesgeschäft aktiv, doch an jeder Entscheidungen beteiligt. „Das kostet Kraft, funktioniert aber und macht uns ‚unique', weil jeder seine Erfahrungen einbringt", so Wöltje weiter. Nicht umsonst hat das Lovelace-Team also eine Hand, deren Zeige- und Mittelfinger ein Victory-Zeichen formen, als Symbol gewählt. Positiv ist auch das Echo von außen: In der Zwischenzeit liegen weitere Angebote zur Zwischennutzung von Immobilien als Pop-Up-Hotel vor. Eine Ausweitung der Lovelace-Idee auf andere Städte mit Partnern vor Ort hält Wöltje für denkbar.
Weitere Informationen und Veranstaltungs-Termine unter www.thelovelace.com