Hinunter zum Licht
Die Sammlung des Staatlichen Museums Ägyptischer Kunst in München hat nun, nach vielen Jahrzehnten der räumlichen Kompromisslösungen – zuletzt in der Residenz – einen gebührenden Platz in der Münchner Museumslandschaft gefunden. In dem bereits 2011 fertig gestellten Gebäude von Peter und Gottfried Böhm Architekten aus Köln, erstrahlen die Exponate auf über 1.800 Quadratmetern nun im neuen Licht.
Zwei Jahre hat es seit der Fertigstellung des Gebäudes, in dessen östlichem Abschnitt sich die Hochschule für Fernsehen und Film befindet, gedauert, bis die Räumlichkeiten für den Einzug der Sammlung bereit waren. Doch was ist diese Zeitspanne schon im Vergleich zu den fünf Jahrtausenden, die hier die Evolution der ägyptischen Kunst ausstellen.
„All arts has been contemporary" – dieser Satz des Künstlers Maurizio Nannucci begrüßt die Besucher als Neoninstallation in dem ersten Skulpturensaal und unterstreicht zudem den ausdrücklichen Anspruch des Museums, ein Kunst- Museum zu sein. Seinen Anfang hat die Sammlung im 17. Jahrhundert unter Herzog Albrecht von Bayern genommen, unter Ludwig I. wurde sie maßgeblich erweitert. Heute gehört sie zu einer der ältesten Sammlungen Ägyptischer Kunst in Europa.
Um von der Gabelsbergerstraße hinunter auf die Ausstellungsebene zu gelangen, muss man gleich zweimal hinabsteigen: Zuerst die breiten Treppen zum schmalen Eingang hinunter, dann eine weitere, ebenfalls ausladende Treppe mit flachen Stufen, die in den ersten Saal führt. Dieser ist lichtdurchflutet, was zunächst irritiert aber dem Museumsbau auch einen einzigartigen Charakter verleiht. Der Lichthof, der für dieses Phänomen zuständig ist, erfasst jedoch bei weitem nicht alle Säle und so wähnt sich der Besucher doch in manchen Bereichen wie in den dunklen engen Gängen und den großen Hallen einer ägyptischen Grabkammer. Gut, dass diskrete kupferlegierte Leitlinien am Boden zur Orientierung angebracht wurden.
In den Sälen schweift der Blick hinauf und hinab, winzig kleine und übermenschengroße Skulpturen sind gleichwertig unter schützenden Glaskuben ausgestellt und werden so beleuchtet, dass es sie „vor lauter Volumen schier zerreißt", wie Prof. Dr. Wildung, ehemaliger Direktor der Staatlichen Sammlung für Ägyptische Kunst, während des Presserundgangs betont. Er selbst war für die Lichtplanung zuständig und hat in dem Lichthof abgewandten Bereichen eine kontrastreiche und spannende Atmosphäre geschaffen.
Obwohl ca. 2000 Exponate gezeigt werden, hat doch jedes genügend Freiraum, um seine volle Wirkung zu entfalten. Die neueste Generation von Mobile Guides, eine innovative „Übersetzungsmaschine" zur Entschlüsselung von Hieroglyphen und unaufdringliche Medienstationen ergänzen klassische Text-Informationstafeln entlang der Ausstellungsstücke. Mit zahlreichen Sonderaktionen wie z.B. einer Klanginstallation zu besonderen Terminen werden sich sicherlich viele Besucher des Museumsareals nun auch in den Untergrund entführen lassen.
Weitere Infos zu dem Museumsgebäude in unseren Architekturhighlights...