Die Maxvorstadt ist eine architektonische Besonderheit Münchens. Sie ist das erste Viertel, das auf dem Reißbrett geplant wurde. Unter König Max Joseph und König Ludwig I. erschaffen und von den Nazis als Parteiviertel missbraucht, hat das Stadtviertel eine interessante Geschichte, die sich in den Bauwerken widerspiegelt.
Wer in München nach einer Bleibe sucht, kommt bei seiner Wohnungssuche kaum an der Maxvorstadt vorbei. Das interessante Viertel punktet nicht nur durch eine gute Verkehrsanbindung und Infrastruktur, sondern auch mit architektonischem Charme. Wir stellen die Besonderheiten der Maxvorstadt vor.
Planung und Ausbau der Maxvorstadt
Die Planung des Münchener Stadtviertels Maxvorstadt reicht circa zwei Jahrhunderte zurück. Die Maxvorstadt im Norden Münchens wurde neben König Maximilian I. Joseph von Bayern größtenteils unter König Ludwig I. geplant und gebaut. Davor gab es an der nördlichen Grenze von München lediglich Äcker und Wiesen. König Ludwig I. verspürte immer schon eine große Sympathie für München und so beschloss er, das Stadtgebiet auszuweiten.
Hierfür ließ er die berühmte Brienner Straße ausbauen und schuf zahlreiche Denkmäler in München. Er setzte architektonische Maßstäbe und gestaltete durch die vielen neuen Gebäude das Stadtbild neu. Die meisten seiner Denkmäler, wie das Siegestor oder der Obelisk auf dem Königsplatz, sind auch heute noch erhalten und werden jährlich von tausenden Touristen besichtigt. Hier treffen wissenschaftliche Gebäude auf Kultureinrichtungen und Kunstbauten.
Die Maxvorstadt im Schatten des Nationalsozialismus
Die Vision von König Ludwig I., der im Übrigen der Großvater des berühmten Märchenkönigs Ludwig II. war, bestand darin, aus München eine Art neues Athen zu machen, ein Hochzentrum der Kultur und Bildung wie es die Römer und Griechen einst erbaut hatten. Ganz bewusst wurde die Stadt also nach griechischen und römischen Idealen neu geformt. Den Königsplatz schätzte Ludwig I. besonders: Er hatte bereits in seiner Zeit als Kronprinz begonnen, den Platz zu gestalten und führte dies auch als König fort.
Die Maxvorstadt war aber nicht nur für König Ludwig I. von Interesse, um die eigenen Vorstellungen zu verwirklichen. Im Schatten des Nationalsozialismus wurde das Gebiet rund um den Königsplatz von Adolf Hitler zu einer Art politischem Viertel umgeformt. Die Partei bezog mehrere Gebäude in dem Stadtviertel, auch die Gestapo hatte hier eine Zentrale. Hitler ließ viele neue Gebäude in der Maxvorstadt errichten, von denen einige auch nach dem Weltkrieg noch standen. Eines dieser Gebäude war der “Ehrentempel”, den die US-Regierung nach dem Zweiten Weltkrieg abreißen ließ.
Architektonische Highlights der Maxvorstadt
Richard-Wagner-Straße
Spaziert man durch die Maxvorstadt, sollte man auch durch die Richard-Wagner-Straße laufen. Sie wurde um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert gebaut und ist in unmittelbarer Nähe des Lenbachhauses. In dieser Straße befinden sich einige gut erhaltene Gebäude aus der Gründerzeit, bei denen verschiedene architektonische Stile vom Spätmittelalter bis hin zum Neubarock kombiniert wurden. Die Bewohner, die diese Häuser ursprünglich bewohnten, waren aus der oberen Mittelschicht. Einige von ihnen waren in München bekannte Jüdinnen und Juden, die durch das NS-Regime vertrieben worden sind.
Adresse: Richard-Wagner-Straße
Architekt: Leonhard Romeis
Vollendung: 1906
Alte Pinakothek
Die Alte Pinakothek zählt zu den schönsten Wahrzeichen Münchens. Sie wurde von König Ludwig I. errichtet und ist eines der berühmtesten Museen Deutschlands. Zur Entstehungszeit gab es in Bezug auf die Größe und die Gestaltung kein vergleichbares Museumsgebäude. Während des Zweiten Weltkriegs wurde dieses geschichtsträchtige Museum allerdings Großteils zerstört. Nun war die Frage, ob es abgerissen werden sollte oder ob man das Experiment eines Neuaufbaus wagen sollte. Man entschied sich glücklicherweise für einen Wiederaufbau der Alten Pinakothek.
Adresse: Barer Straße 27
Architekt: Leo von Klenze
Volendung: 1836, Wiederaufbau unter Hans Döllgast 1957
St. Bonifaz
Die Basilika entstand in der Mitte des 19. Jahrhunderts und befindet sich in der Karlstraße, unweit des Königsplatzes. Sie besteht aus fünf Schiffen, einem Benediktiner-Kloster und einer Bibliothek. König Ludwig I. wollte durch die Kombination dieser drei Bereiche und der Gestaltung im frühchristlichen Baustil Religion und Wissenschaft sowie Antike und Christentum in einem Gebäude vereinen. Er ließ sich zusammen mit seiner Frau Therese hier begraben.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde der nördliche Teil der Basilika zerstört und daraufhin durch ein Gemeindezentrum in Sichtbetonbauweise ersetzt.
Adresse: Karlstraße 34
Architekt: Georg Friedrich Ziebland
Vollendung: 1850, Wiederaufbau unter Hans Döllgast 1950
Königsplatz
Wie bereits angedeutet, war der Königsplatz für den jungen König Ludwig I. von großer Bedeutung. Schon bevor er zum König ernannt wurde, war es ihm ein Anliegen, den Platz zu gestalten. Er vereinte architektonische Bauelemente aus der Antike und der Zeit der Römer zu einem beeindruckenden Gesamtbild.
Zur Zeit des NS-Regimes wurde der Platz für Aufmärsche und Bücherverbrennungen missbraucht und ein paar Jahre später im Krieg stark beschädigt. Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzten die Münchner den Königsplatz als Parkplatz. In den 1980ern erkannte man das Potenzial des Königsplatzes und er wurde wieder für seinen ursprünglichen Zweck aufbereitet. Seitdem werden auf dem Königsplatz Kulturveranstaltungen abgehalten und er dient der Erholung für Bürger und Touristen.
Adresse: Königsplatz 1
Architekt: Karl von Fischer, Fertigstellung durch Leo von Klenze
NS-Dokumentationszentrum
Hitler hatte die Maxvorstadt als Zentrale seiner Partei gewählt und in der Brienner Straße das "Braune Haus" errichtet. Die NSDAP-Zentrale wurde im Zweiten Weltkrieg jedoch wieder zerstört. Nun wollte man dort etwas Neues schaffen, einen Ort des Erinnerns und Lernens. Architektonisch sollte aber ein Bruch mit der Geschichte des Standortes deutlich werden. So wurde im Jahr 2015 das NS-Dokumentationszentrum an der Brienner Straße fertiggestellt. Als Kubus aus Sichtbeton ist er ein perfekter Gegensatz zu den früheren NS-Bauten.
Adresse: Brienner Straße 34
Architekt: Büro Georg Scheel Wetzel Architekten
Vollendung: 2015